Die letzten Tage in der Wüste – Baja California Sur mit dem Fahrrad Teil 3
Land: Mexiko
Von Loreto bis La Paz
Draus gelernt: Nach 1500 Kilometern wird auch die schönste Landschaft langweilig
Schönstes kleines Wunder: Die große sandige Badewanne
Gesichtete Tiere: extrem große rote Katze (Puma?), Geier, Möwen
Geradelte Tage: 4
Geradelte Kilometer: 367
Durchschnittliche Kilometer pro Tag: 91.75
Insgesamt geradelte Kilometer: 27.575
Letzten Blog verpasst? Hier kommt er: Die Strand- und Oasenroute – Baja California Sur mit dem Fahrrad
Blog in English: The last desert ride – Baja Sur by bike
Baja California Sur mit dem Fahrrad Teil 3
Schweren Herzens verlassen wir Loreto. Auf dem Weg aus der Stadt machen wir einen kleinen Umweg über Nopolo, wo wir eine Runde im Meer schwimmen wollen. Mit nassen Klamotten radelt es sich gleich viel frischer.
Was wir für ein kleines Fischerdorf halten, ist in Wirklichkeit eine Ansammlung von Villen und Strandhäusern für Ausländer aus dem Norden. Im Sommer ist keine Menschenseele zu Hause. Die schicken Häuser, die Grünflächen und der eingezäunte private Strand sind menschenleer.
Doch in den Straßen ist viel los, denn die Arbeiter nutzen die Nebensaison um alles pikobello auf Vordermann zu bringen. Wir radeln zurück zur Hauptstraße, dann baden wir eben woanders. Hinter uns sehen wir bald ein riesiges schickes Hotel mit einer künstlichen Lagune und einem Golfplatz, der mitten in der Wüste nun wirklich nichts verloren hat.
Da verbringen wir Wochen damit bloß keinen Tropfen Wasser zu verschütten, duschen uns in Rekordzeit und da kommt jemand daher und bewässert einen riesigen Golfplatz mitten in der Wüste für Touristen die doch erst im Herbst wiederkommen. Es will einfach nicht in meinen Kopf. Wer auch immer diesen Platz angelegt hat, der hält die Klimaerwärmung wohl auch nur für ein Gerücht.
In Lingüi halten wir Mittagspause. Es ist fürchterlich heiß, der Schweiß rinnt mir immerzu in die Augen und tropft mir von Kinn. Einen großen Anstieg haben wir noch vor uns. Um 17 Uhr ist es noch immer nicht kühler, aber wir müssen weiter, wenn wir den Anstieg vor der Dunkelheit schaffen wollen.
Zwei junge Männer halten auf halbem Weg nach oben an und reichen uns eine große Flasche Wasser aus dem Fenster. Immer wieder bin ich von so viel Empathie erstaunt. Wir sind ziemlich ausgelaugt, als wir den ersten kleinen Laden erreichen. Hier machen wir Feierabend. Heute zelten wir mal wieder ohne Zelt, denn wir können wirklich jedes Lüftchen brauchen.
Bei Sonnenaufgang geht es weiter. Langsam erreichen wir das Tal, aus dem die ganzen Orangen kommen, die in Loreto so günstig verkauft werden. Der Tag startet bewölkt, doch bald radeln wir wieder unter der unbarmherzigen Sonne. Den ersten Laden nach knapp 15 Kilometern lassen wir links liegen. Wir wissen ja nicht, dass nun über 45 Kilometer lang nichts mehr als Wüste kommt. Wohl oder übel machen wir 60 Kilometer nonstop bis wir Ciudad Insurgentes erreichen, wo wir uns endlich ein spätes Frühstück gönnen.

Diesem kleinen Pups war es auch zu heiß zum drinnen schlafen. Er hat die Nacht auf der Ladefläche eines geparkten Pick-Ups verbracht.
In der Mittagshitze quälen wir uns die letzten 27 Kilometer bis nach Ciudad Constitución. José Carlos, der Direktor aus Santa Rosalía, wohnt hier und hat uns eine Unterkunft organisiert. Als wir ankommen bin ich völlig ausgelaugt. Ich habe bestimmt zehn Liter Wasser ausgeschwitzt.
Für eine schnelle Dusche reicht meine Energie gerade noch, dann lasse ich mich aufs Bett fallen und verbringe den Rest des Nachmittages damit, Serien zu gucken. Jede Bewegung strengt mich an.
Der Weg von Ciudad Constitución bis La Paz beginnt flach und wird später hügelig. Wieder starten wir bei Sonnenaufgang. So haben wir wenigstens ein paar kühlere Stunden auf dem Rad. Wüste zur Linken, Wüste zur Rechten.
In den ersten Tagen in der Wüste war ich absolut begeistert. In den ersten Wochen fand ich es weiterhin faszinierend. Doch nach gut 1500 Kilometern reicht es mir langsam. Zum Glück gibt es mehrere kleine Geschäfte am Straßenrand und wir verbringen unsere Mittagspause im Straßenrestaurant „Kilómetro 128“ (überraschenderweise am Kilometerstein 128), wo Besitzerin Guadalupe uns erlaubt, ein kleines Mittagsschläfchen auf dem Boden zu halten.
Wir sind ohnehin die einzigen Besucher, da knapp 20 Kilometer südlich ein Oxxo (billiger Tankstellenladen) eröffnet hat. Guadalupe leidet genau wie alle anderen Ladenbesitzer in der Gegend darunter.
Am Kilometer 91 verbringen wir eine letzte Nacht unter den Sternen, bevor wir die letzte Etappe nach La Paz starten. Der Verkehr ist nun merklich dichter und auch nicht mehr ganz so radfreundlich. Der Anteil an freundlichen Fahrern, die uns viel Platz machen und nur dann überholen, wenn es auch sicher ist, sinkt von gut 95% auf knapp 80%.

Bauarbeiten auf dem Weg nach La Paz. Hier beneide ich Roberto um seine Brille, da sich meine Augen bald mit Staub und Sand füllen.
Immernoch ein guter Schnitt mag man denken. Andererseits sind unter allen 100 Autofahrern 20, die scheinbar sms schreiben, getrunken haben, oder denen andere Menschenleben in ihrer Eile einfach herzlich egal sind. Als wir die Stadt erreichen wird es noch eine Ecke schlimmer.
Endlich sind wir aus der Wüste raus und schon vermisse ich die einsamen Straßen. Aber man kann eben nicht alles haben.
Wir übernachten bei Tuly und Jesus, deren vier erwachsene Töchter ausgezogen sind. Sie haben viel Platz zu Hause und Tuly organisiert uns eine Präsentation am CICESE (Centro de Investigación Cientifica y de Educación Cientifica – Wissenschaftliches Forschungs- und Edukationszentrum – von Ensenada).
Den Nachmittag verbringen wir „zu Hause“, ich koche Bratkartoffeln und Couscous Salat und Roberto bereitet eine Hühnerpfanne vor. Auch im Haus ist es heiß und vorm Herd bin ich bald klitschnass geschwitzt.
Nach dem Kochen bin ich wieder völlig ausgelaugt und heute kommen noch Fieber und Magenschmerzen hinzu. Roberto bereitet mit Wasser mit Elektrolyten und nach einigen Stunden verschwindet zumindest das Fieber. Ich glaube die extreme Ermüdung der letzten Tage und Wochen hatte mit der Hitze zu tun und damit, dass wir den ganzen Tag purifiziertes Wasser und gezuckerte Sodas trinken, die keinerlei Mineralien haben.
Mein Körper hat dadurch viel zu viele Mineralien verloren und meine Theorie ist, dass er beschlossen hat, nichts mehr auszuschwitzen – was in einem Fieber endete.
Am nächsten Tag geht es mir viel besser. Die Präsentation läuft super und wir verbringen den Rest des Tages mit Tuly und ihren Freunden am Balandra Strand 30 Kilometer nördlich von La Paz, futtern frische Mangos und Wassermelonen und plantschen im frischen Wasser.
Die Bucht ist so gut geschützt, dass wir uns wie in einer sandigen Badewanne voller Fische fühlen. Das Wasser ist glasklar und wir genießen jeden Augenblick bis zum Sonnenuntergang. Was für ein perfekter Abschluss für die Baja California Halbinsel!
Lest mehr von Geckos, Mangos, Dörfern und Hitze. Im nächsten Blog geht es mit der Fähre von La Paz nach Mazatlán und mit dem Fahrrad durch Sinaloa und Nayarit über Tepic und Ixtlán del Río. Von Geckos und Mangos – Sinaloa und Nayarit mit dem Fahrrad
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