Die Strand- und Oasenroute – Baja California Sur mit dem Fahrrad Teil 2
Land: Mexiko
Von Santa Rosalía bis Loreto
Draus gelernt: Lieber zu viel Essen herumschleppen, als zu wenig
Schönstes kleines Wunder: Die Strände der Bucht Concepción
Gesichtete Tiere: Geier, Möwen, Pelikane, Reiher
Geradelte Tage: 3
Geradelte Kilometer: 208
Durchschnittliche Kilometer pro Tag: 69,33
Insgesamt geradelte Kilometer: 27.208
Baja California Sur mit dem Fahrrad Teil 2
Letzten Blog verpasst? Hier kommt er: Hitzewelle in der Wüste – Baja California Sur mit dem Fahrrad
Blog in English: Beach hopping – cycling the Bahía Concepción
Der Weg nach Süden ist nicht schwer, wieder sparen wir an Pausen und quetschen eine Tagesetappe in einen einzigen Vormittag. In Mulegé finden wir uns in einer weiteren Oase wieder.
Doch hier fließt die Quelle über einen kurzen und flachen Fluss direkt ins Meer. Wieder sind wir sowohl von saftigen Palmen, als auch von Kakteen umrundet. Abraham, der Direktor der Cecyte Schule, organisiert uns eine Präsentation und wir lernen die Schule und Schüler kennen.
Abraham kennt jeden Schüler persönlich. „Das ist Maria, sie ist eine klasse Basketballspielerin. Und das ist José, er hat den Garten hier mit angepflanzt. Und Tania hier hat mehrere Boxkämpfe gewonnen!“
In Mexiko haben wir extrem engagierte Direktoren kennen gelernt. Jose Carlos vom COBACH in Santa Rosalía, der die Kreativität seiner Schüler fordern will. Er hat eine neue öffentliche Schulbibliothek eröffnet und Miguel hat dort einen Vortrag gehalten.
Dann ist da Martin aus Santa Rosalía, dem es wichtig ist, dass seine Schüler andere Kulturen kennen lernen und sich von Vorurteilen lösen. Ein Direktor in Tijuana hat in seiner Freizeit die ganze Bibliothek angemalt, damit sie mehr genutzt wird.
Und Abraham hat ein Recycling Projekt ins Leben gerufen, mehrere Workshops für Kunst aus alten Autoreifen, sowie einen Schulgarten. Ihm ist es wichtig, die Schüler zu animieren, selbst die Initiative zu ergreifen und Projekte zu starten, Dinge zu ändern, statt sich nur zu beschweren.
Von Mulegé geht es weiter nach Süden, entlang der berühmten Strandroute. Die Bucht Concepción ist bekannt für jede Menge Sandstrände mit glasklarem Wasser. Wir wollen so viele dieser Strände besuchen, wie es nur geht.
Es ist ein großartiger Tag, wir baden viel und genießen die Sonne. Das Wasser ist türkis bis blau, die Landschaft drumherum eher karg mit vielen Kakteen und dazwischen Sandstrände mit Palapas und ganz ohne Hotels.
Genau so gefällt es uns. Wir springen gleich komplett angezogen ins kühle Nass, denn so ist die Fahrt zum nächsten Strand gleich viel erfrischender. Am Strand El Burro verbringen wir die Mittagspause und lernen Jesus und Susana kennen, die hier den Tag mit ihren Kindern verbringen.
Die beiden laden uns zu ein paar Tostadas mit frischem Ceviche ein (eine Art Salat aus rohem Fisch mit viel Limette) und wir futtern nicht schlecht. Wir zelten am Requesón Strand, an dem sich bei Ebbe ein trockener, schmaler und sandiger Weg zur nächsten Insel eröffnet.
Den Abend verbringen wir auf der Picknickdecke am Strand, hören Musik, genießen den leichten Wind, futtern Erdnüsse und sehen wie nach und nach die Sterne herauskommen. Ein perfekter Abschluss für den perfekten Radeltag. Morgens um 2 geht der Mond unter und wir können sogar die Milchstraße erkennen.
An unserem perfekten Tag haben wir natürlich nicht gerade Kilometer geschaufelt, also bleiben uns für den nächsten Tag noch knapp 100. Wir starten wie immer bei Sonnenaufgang, doch ohne Wind ist es auch früh morgens schon heiß.
Auf den Kakteenspitzen sitzen die Geier und wärmen sich erstmal von der Nacht auf. Nach einem Anstieg befinden wir uns in einem weiten Tal. Nach 30 Kilometern erreichen wir endlich ganz ausgehungert das kleine Restaurant, bei Kilometerstein 62. Hier soll es die besten Machaca (getrockneter Fisch oder Rind) Burritos weit und breit geben.
Ich zähle die letzten paar Kilometer mit und mein Magen knurrt laut als wir endlich da sind. „Essen gibt es heute nicht“, sagt uns der Verantwortliche, „denn die Köchin ist nicht aufgetaucht. Aber wir haben Getränke und bei Kilometer 50 gibt es noch ein Restaurant!“ Wir trinken Kaffee und Soda und machen uns bald wieder auf den Weg.
12 Kilometer später ist es endlich geschafft. Denkste. „Unsere Köchinnen hatten einen Autounfall mit einer Kuh und wir müssen hin und den Papierkram regeln! Aber bei Kilometer 38 gibt es noch einen Laden“. Nur zur Info: Die Köchin aus dem ersten Laden war nicht mit in diesem Auto unterwegs, da haben wir extra nachgehakt.
Der dritte Laden verkauft kein Essen. Doch es gibt genau eine Flasche Cola und mehrere Dosen Biere. Immerhin bekommen wir hier endlich einen halben Liter heißes Wasser für unseren Tütenfraß. Unseren eigenen Kocher können wir nicht nutzen, da wir den Anfängerfehler begangen und dummerweise einen nicht brennenden Alkohol gekauft haben. Nach je einer halben Tüte Nudeln und einer halben Cola sind wir bereit für die nächsten sieben Kilometer.
„An Kilometerstein 31 gibt es bestimmt etwas zu essen“. Wieder haben wir Pech. Essen gibt es keines, aber es sind noch genau vier Sodas übrig, drei davon trinken wir. Dass wir nach all den süßen Getränken keinen Zuckerschock bekommen, überrascht uns selbst.
Wir verbringen die Mittagspause mit Guadalupe, der Schwester der Besitzerin, und der kleinen Klara. Die Besitzerin ist gerade in Loreto, um Essen und Getränke einzukaufen. Wie alle anderen Restaurants, Läden und Privathäuser hier draußen, gibt es auch bei Guadalupe ein sehr simples Draußen-Klo, das Eimerweise gespült wird.
Das Wasser wird in Tonnen gelagert und auch zum Waschen und Abspülen genutzt. Es ist leicht grünlich mit einigen Larven und allerlei toter Bienen. Mit einem zurechtgeschnittenen Milchkanister schaufelt man sich das Wasser zum Hände waschen heraus.
Als die schlimmste Hitze vorbei ist, geht es weiter. Nur noch sieben Kilometer bis zur Militärkontrolle, dort gibt es eine Cafetería. Geschlossen. Das Restaurant an Kilometer 23 ist verlassen und das an Kilometer 21 ist leer.
Die Besitzer sind im Urlaub, aber die Haus Sitter sind sehr freundlich und bieten uns von ihrem Nudelsalat und frischem Käse aus der Region an. Wir futtern als gäbe es kein Morgen und sind den beiden unendlich dankbar.
Der Laden bei Kilometer 11 ist wieder verlassen, die bei 5 und 4 sind geschlossen und erst bei Kilometerstein 1,5 entdecken wir einen offenen Laden in dem Hühnchen verkauft werden. Da haben wir nochmal Glück gehabt.
Loreto ist eine richtige kleine Stadt mit zwei großen Supermärkten, vielen Hotels und mehreren Campingplätzen. Es gibt eine gemütliche Altstadt mit einer Missionskirche, Pflastersteinen und kleinen Cafés und Restaurants.
Es ist touristisch, aber im positiven Sinne. Wir bleiben bei „Palmas Altas“, einem grünen Backpacker Zeltplatz mit viel Schatten und viel Charme. Dort arbeitet Adela, deren Schwager Alejandro Muschelfischer ist. Er kommt mit einer großen Tüte voller „Almeja Chocolata“ (Megapitaria squalida) zur Mittagspause zum Zeltplatz und bietet uns prompt einige an.

Am Nachmittag füllt sich die Strandpromenade mit Radlern, Joggern, Skatern und Fußgängern. Aber am heißen Nachmittag haben wir die halbe Stadt für uns allein.
Die Almeja Chocolata (wörtlich übersetzt Schokoladenmuscheln, nicht weil sie nach Schokolade schmecken, sondern weil sie schokoladenbraun gefärbt sind) sind die Spezialität der Gegend und werden roh und lebendig mit Salz und Limettensaft gegessen. Alejandro pflückt sie per Hand mit Schnorchel und Flossen und verkauft sie zu 1 Peso 50 pro Stück, das sind 7-8 cents.
Loreto ist eine der Städte in denen ich mich für ein paar Jahre niederlassen könnte. Groß genug für Kino, Bars und Restaurants, aber noch so klein, dass der Verkehr kein Problem ist und man überall mit dem Rad schnell hinkommt. Doch fürs erste haben wir noch ein paar Tausend Kilometer in Mexiko vor uns. Mehr über einen Strand der einer Badewanne gleicht, eine Nacht unter den Sternen und jede Menge Wüste gibts auf dem Weg von Loreto nach La Paz: Die letzten Tage in der Wüste – Baja California Sur mit dem Fahrrad Teil 3
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