Mit dem Rad durch Neuseeland Teil 8: Durch Wüste, Lava und Schnee.
Land: Neuseeland
Von Wellington bis Taupo
Draus gelernt: Bergab auf der Nordinsel bedeutet trotzdem bergauf zu fahren
Drüber gelacht: Mit einem Tetrapack Wein schläft es sich auf auf einem lauten Zeltplatz super
Schönstes kleines Wunder: Der Tongariro Crossing Wanderweg
Größte Herausforderung: Schwefelgeruch rund um die Uhr
Geradelte Tage: 3
Geradelte Kilometer:174,19
Durchschnittliche Kilometer pro Tag: 58,06
Insgesamt bis Taupo geradelte Kilometer: 18.814

Im Zug quatschen wir mit dem Schaffner, der schon immer mal nach Mexiko wollte. Am Ende schenken wir ihm etwas Gewürz.
Mit dem Rad durch Neuseeland Teil 8: Von Wellington entlang der Desert Road nach Taupo
Am Abreisetag drehen wir noch eine kleine Runde mit dem Rad am Meer entlang, dann schieben wir die Räder in den Zug. Um dem Stadtverkehr zu entgehen, nehmen wir einen Zug nach Waikana. Von dort sind es nur noch 40 Kilometer bis nach Levin, wo Colleen und Brian wohnen. Die beiden sind alte Freunde von Ken aus Motueka, der uns einander vorgestellt hat.
Wir radeln am Highway 1 entlang und der Verkehr ist stark. Doch der Seitenstreifen gibt uns genug Platz und recht gemütlich zu radeln und die meisten Fahrer überholen uns rücksichtsvoll. Während wir auf der Südinsel oft in die Ferne gestarrt haben und die wenigen kleinen Dörfer in der Karte sich oft als eine einzelne Farm herausstellten, ist hier das Gegenteil angesagt. Wir rauschen von Dorf zu Dorf und vorbei an Hunderten von Schildern. So schnell kann ich kaum lesen! Hundehotel, günstiges Obst, Waldwanderwege, Gasthäuser, es gibt so viel zu lesen und zu sehen! Doch irgendwann wird es dunkel, wir rauschen noch eine Spur schneller die Hügel rauf und runter.
Als wir Colleens und Brians schönes Haus gleich außerhalb der Stadt erreichen, ist das Bier im Kühlschrank, der Wein atmet und der Braten steckt im Ofen. Mit den beiden verstehen wir uns sofort wunderbar. Colleen hat uns ein Festmahl gezaubert und wir futtern die Teller leer. Die beiden laden uns gleich ein, noch eine weitere Nacht bei ihnen zu verbringen.
Am nächsten Tag drehen wir eine Runde durch die Gegend. Die beiden wollen uns die Aussicht von einem kleinen Berg zeigen, doch auf der kleinen Nebenstraße ist ein Gatter, das mit einem dicken Schloss versperrt ist. Der Bauer, der am angrenzenden Grundstück lebt, hat sich lange beschwert, dass ihm immer wieder Schafe geklaut werden, und dann einfach das Gatter angebracht, dass er des Nachts zuschließt. Heute hat er wohl vergessen, es wieder aufzuschließen. Da Brian nicht gut zu Fuß ist, fahren wir stattdessen ein bisschen durch die Dörfer.
Später nimmt Colleen mich mit zu ihren Freundinnen vom Marathon-Club. Gemeinsam organisieren sie den jährlichen Marathon in der Nähe. Heute werden die Medaillen fürs nächste Jahr vorbereitet. Wir quatschen, arbeiten und es wird viel gekichert.
Abends kochen wir Fischtacos und Fischsuppe und Brian und Colleen zeigen uns ihre Fotos von den vielen USA-Reisen, die sie unternommen haben.
Von Levin aus wollen Colleen und Brian eine Tour gen Norden unternehmen. Wir kommen mit. In Waiouru, dem Startpunkt der Wüstenstraße, essen wir noch Pies und trinken Kaffee, dann ziehen die beiden weiter.
Wir verbringen die Nacht auf einem kleinen Stück Rasen hinter dem öffentlichen Klohäuschen, das zugleich der Hundepark des Dorfes ist.
Am nächsten Morgen starten wir in die Wüstenstraße. Links von uns taucht bald der Berg Ruapehu auf. Er ist der größte aktive Vulkan des Landes und mit 2797 Metern der höchste Berg der Nordinsel. Der Berg ist breit und größtenteils schneebedeckt. Drei Skifelder warten auf Skifahrer. Ja, richtig gelesen, es wird auf dem aktiven Vulkan Ski gefahren. In etwa einem Monat, wenn der Schnee tief genug liegt, würde die Saison starten.
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Hinter dem Ruapehu thront ein Vulkan in Vulkanform: der 2291 Meter hohe Berg Ngauruhoe. Die meisten Touristen nennen den Berg einfach Mount Doom, denn sie schaffen es nicht, den Namen richtig auszusprechen und nutzen lieber den Namen, den der Berg im Film Herr der Ringe trägt. Mount Tongariro, ein hübscher Vulkan, prangt direkt dahinter, doch wir sind noch zu weit entfernt um ihn zu sehen.
Einer Legende zufolge heiratete die schöne Ruapehu den Taranaki Berg. Doch eines Tages hatte sie eine Affäre mit dem Berg Tongariro. Taranaki, der die beiden erwischte, war so aufgebracht, dass er ganz bis zum Westzipfel der Nordinsel trampelte und dabei den Lauf des Wanganui Flusses prägte.
Langsam windet sich die Straße den Berg hinauf. Links der Straße wachsen trockene Grasbüschel. Dahinter liegen die Berge. Rechts von uns liegt mehr Grasland und Hügel. Zu beiden Seiten gehört das Land der neuseeländischen Armee. Der Eintritt ist verboten. Wir müssen auf der Straße bleiben. Gleich hinter dem 1074 Meter hohen Hochpunkt der Straße weichen auch die Grasbüschel und ganz kurz radeln wir wirklich durch eine Wüste.
Neuseeland hat wirklich eine abwechslungsreiche Landschaft. Nadel- und Mischwälder, Strände, Alpen, trockene Hügel, Grasland, Regenwald, Städte, Farmland und sogar eine kleine Wüste. Jeden Tag gibt es eine neue Überraschung.

Höflich werden Besucher darauf aufmerksam gemacht, dass man hier doch bitte nicht rein soll, da es Militärgebiet ist und versehentlich auf einen geschossen werden könnte.
Nun geht es bergab. Auf der Nordinsel bedeutet „bergab“: ein halber Kilometer lang bergauf, 700 Meter lang bergab. Wiederholen. Wir verlieren zwar an Höhenmetern, doch wirklich entspannend ist die „Abfahrt“ nicht.
Als wir uns der Kreuzung nähren, taucht auch der dritte der Berge auf: der 1968 Meter hohe Berg Tongariro. Diesen wollen wir uns genauer ansehen. Und dazu müssen wir erstmal weiter nach Turangi. Dort stellen wir unser Zelt im Garten des Lazy Dog Hostels auf. Der Garten ist klein und so schief, dass er eher zum Schlittenfahren als zum Zelten gemacht scheint, und das Hostel klein, aber sehr gemütlich.

BZwei Rucksackreisende (in Neuseeland ist es irgendwie Sitte sich einen Campervan zu kaufen oder zu mieten und den Rucksack dort rein zu tun) genießen die Landschaft
Wir fühlen uns sofort wohl und auch das schiefe Zelten macht uns gar nichts aus. Im Gemeinschaftsraum brennt der Kamin, die Dusche ist heiß und der Druck großartig, die Küche ist sauber und der Hund artig.
Am nächsten Morgen stehen wir um 5.30 Uhr morgens auf. Es ist 7 Uhr, als unser Shuttle den Startpunkt des 19,4 Kilometer langen Wanderweg erreicht. Wir wollen den Tongariro Alpine Crossing laufen. Und da sind wir bei Weitem nicht die Einzigen.
Busladungen von Wanderern starten mit uns. Manche wandern in Shorts, T-Shirt und Turnschuhen, andere in Daunenjacke und Wanderschuhen.
Wir wandern die ersten eineinhalb Stunden durch den Nebel. Es geht ziemlich steil hinauf. Nicht ohne Grund heißt der erste lange Anstieg Treppenhaus des Teufels. Irgendwann haben wir die Wolken unter uns und wandern unterm strahlend blauen Himmel. Die Aussicht ist einfach großartig. Die Gipfel des Tongariro und des Ngauruhoe sind zum Greifen nahe.
Wir wandern durch gefrorenen Matsch und kleine Schneefelder. Als wir den Südkrater erreichen, weht der Wind stark. Wir wandern weiter durch tiefen Sand, Schnee, Matsch und Geröll, bis wir den roten Krater erreichen. Hier riecht es nach Schwefel. Der Rauch schwebt zwischen den Windstößen hinauf in den blauen Himmel.
Kurz darauf erreichen wir die Emerald Seen. Das kristallene Blau steht ist Kontrast mit dem glitzernden Schnee und dem rotbraunen sandigen Geröll.
Wir können uns gar nicht statt sehen und am Ende ist es 16 Uhr als wir am Endpunkt des Weges stehen. Neun Stunden haben wir auf dem Weg verbracht.
Das Tongariro Alpine Crossing gilt als einer der zehn schönsten Eintageswanderwegen der Welt. Ich finde es zwar seltsam etwas so subjektives wie die Schönheit eines Weges zu bewerten, doch ich kann das Ergebnis schon irgendwie nachvollziehen.
Wir leben einen Pausetag ein, denn unsere Beine wollen uns kaum aus den Schlafsäcken tragen. Die Radmuskeln und die Wandermuskeln sind nun doch recht verschieden.
Am folgenden Tag radeln wir am See Taupo entlang bis in die Stadt Taupo. Zum Glück ist es bis auf einen Hügel größtenteils flach. Die letzten zehn Kilometer geht es an einem Rad- und Wanderweg direkt am Seeufer entlang.
Am Ufer steigt Dampf auf. Wir haben den Heißwasserstrand erreicht! Ich parke das Rad und halte meine Hand ins Wasser. Es ist lauwarm! Nach einer kurzen Runde durch die Stadt radeln wir zum Fluss. Hier fließt ein heißer Bach in den Waikato Fluss und dort, wo die beiden sich treffen, entsteht ein natürlicher heißer Pool. Wir setzen uns in den heißeren Teil direkt hinter den Wasserfall. Um uns herum ist es grün, dampfig und nicht zu voll. Wir entspannen unsere Muskeln bis es uns zu heiß wird.
Auf der anderen Flusseite liegt Reid’s Farm, ein gratis Zeltplatz. Doch es gibt keine Brücke. Ein Mountainbiker empfiehlt uns die Route hinauf zum Wasserfall, wo eine Brücke über den Waikato führt. So können wir uns die Rückfahrt durch die Stadt sparen.
Der Weg ist allerdings so steil, dass selbst schieben zur Qual wird. Als wir schlussendlich die Brücke erreichen ist es stockduster.
Auf dem Campingplatz hören wir vier englische Stimmen und zwei niederländische, alle anderen sind Deutsche und Österreicher.
Der Zeltplatz erinnert uns an den $5 Platz in Luggate und wir stellen uns auf eine laute und nicht allzu entspannende Nacht ein. Bei einem Spaziergang lernen wir Jo und Tom aus England kennen, die uns auf Campingwein (Tetrapacks) und Whiskey einladen. Danach schlafen wir trotz Geräuschkulisse ganz wunderbar.
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