Nong Khai, Thailand, März 2013
Wir verbringen fast zwei Wochen mit meiner Familie und ihren Freunden im Norden des Landes und in Bangkok. Eine deutschsprachige Busrundreise haben sie für uns alle gebucht. Komplettes Kontrastprogramm. Jeder Tag ist durchgeplant. Wir wissen genau wann wir wo schlafen, essen und was wir wie lange besichtigen können. Vinai, unser Reiseführer, hält die bunte Gruppe gut zusammen und beim Abschiedsessen tauschen wir alle E-Mail Adressen aus. Auf dem Flughafen fließen ein paar Tränen. Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal sehen?
Die letzte Woche in Bangkok verbringen wir bei Donals Freund Brian. Er wohnt in einem alten chinesischen Viertel der Stadt. Ausländer sieht man dort kaum. Die Tage verbringen wir vor den Laptops. All unsere Fotos von der Türkei bis China sind verloren gegangen und wir müssen sie neu zusammenschneiden, umwandeln, hochladen und in die Artikel einfügen. Ein Vorhaben das mehrere Wochen Arbeit bedeutet. Abends lernen wir die Nachbarschaft kennen. Besonders fesselt uns ein alter chinesischer Friedhof. Mit der Zeit hat er sich in einen Park verwandelt und von der Fitnessecke bis zur Karaokemaschine gibt es alles, was das Herz begehrt. Eine Familie zeltet zwischen den älteren Gräbern und Jogger erfrischen sich nach einer anstrengenden Runde am Fruchtsaftstand.
Am letzten Tag in Bangkok bekommen wir eine Mail von unseren Radelfreunden Philipp und Pascale aus der Schweiz. Die beiden haben wir erstmals in Griechenland und letztmals in der Türkei getroffen. Sie sind in Nong Khai angekommen und im gleichen Gasthaus gelandet wie wir vor einem knappen Monat. Erkannt haben sie das an unseren eingestaubten Fahrrädern im Abstellraum.
Schon im Bus nach Nong Khai werde ich krank. Aus starken Kopfschmerzen wird ein ausgeprägtes Magen-Darm-Problem, das ich mit Medizin aus Deutschland in den Griff zu bekommen versuche. Am nächsten Tag juckt es mich am ganzen Körper. Ohne einen Beutel voll Eiswürfel und eine Rolle Klopapier bewege ich mich keinen Meter. Erst nach Tagen finde ich heraus, das der Ausschlag sich Nesselsucht nennt und eine Überreaktion auf meine Medizin darstellt. Kaum habe ich beides einigermaßen im Griff, erwischt mich eine fette Erkältung. Ich bin tagelang außer Gefecht gesetzt.
Da mein Laptop das Internet im Gasthaus nicht empfangen kann, arbeiten wir beide in Schichten an Robertos Laptop; Roberto tagsüber und ich nachts. Die Abende verbringen wir mit unseren neuen Freunden Malin aus Schweden, Alex aus England, David aus Kanada und Tara und Ben aus den USA.
Drei von ihnen haben als freiwillige Englischlehrer in einer Schule unweit des Gasthauses gearbeitet, mit dessen Direktor sie uns in Verbindung setzen. Kirk bietet in seiner Schule Isara gratis Englischunterricht für Kinder und Jugendliche des Dorfes an, organisiert Umweltschutztaktionen und hat eine Kampagne ins Leben gerufen, die Mofafahrer zum Tragen eines Helmes verführen soll. Er lädt uns ein, mit ihm und seinen Angestellten und Schülern das thailändische Neujahrsfest Songkran zu feiern. Wir sind Feuer und Flamme. Ich konnte in der Hitze wochenlang kaum schlafen.
Songkran kommt mir jetzt wie gerufen. Drei Tage dauert die Wasserschlacht. Alle Bewohner und Besucher der kleinen Stadt sind mit Schüsseln, Wasserpistolen und Wasserschläuchen bewaffnet, Musik, Babypuder, Eiswürfel und Kindergeschrei überall und wir mittendrin auf der Ladefläche von Kirks Pick-Up. Trocken bleibt niemand. Wir haben den Spaß unseres Lebens. Lachen ist tatsächlich die beste Medizin.
Von Bangkok nach Nong Khai. März 2013
Als ich nach fast zwei Wochen wieder gesund bin und die meisten Fotos erneuert sind planen wir unsere Weiterreise.
Pingback: Der Mekong. Eindrücke einer Radreise | Tasting Travels