Morgenstund hat Gold im Mund

Roberto follows the German Birthday tradition

Roberto muss an seinem dreißigsten Geburtstag fegen

März 2013

Ich könnte es locker eine Woche in Vang Vieng aushalten. Es gibt viel zu sehen und die entspannte Stimmung färbt sich sofort auf mich ab. Dennoch bleiben wir nur einen weiteren Tag in Vang Vieng um zu arbeiten, dann machen wir uns früh auf den Weg. Meine Freundin Ann-Cathrin ist bereits in Thailand eingetroffen und wir wollen sie dort treffen.

Wir treten fest in die Pedale. Auf dem letzten Berg halten wir an einem kleinen Haus und kaufen eine Cola. Eg und Wasenar, die Söhne der Besitzer laden uns ein, mit ihnen im Haus zu sitzen und Eier zu essen.

 

Eg and Wasenar

Eg und Wasenar

Sie trinken Beerlao mit Eis und wir unterhalten uns gut, auch wenn keiner von ihnen Englisch spricht. Ein taubstummer Freund besucht uns und auch ohne Gebärdensprache funktioniert die Kommunikation mit ihm noch viel besser. Er ist es gewohnt, Handzeichen und Gesten zu deuten und formuliert klar und deutlich. Sie laden uns ein, bei ihnen zu übernachten, aber wir haben noch zwei Stunden Tageslicht und lehnen dankend ab. Die relaxten Laoten verstehen unsere Eile nicht.

On the way to Vientiane

Auf dem Weg nach Vientiane

Nach der Abfahrt erwartet uns hügeliges Land ohne Berge. Die Reisfelder um uns herum blühen in einem giftigen grün und die Sonne brennt stärker denn je. Nach über 100 Kilometern fragen wir eine Familie nach einem Zeltplatz. Zunächst verstehen sie uns nicht, doch dann laden sie uns ein, die Räder hineinzuschieben und uns zu ihnen zu setzen. Nach wenigen Minuten kommt ihr Sohn Meng nach Hause. Er lernt Englisch und freut sich über eine Möglichkeit zum üben. Meng übersetzt die Einladung seiner Eltern für uns. Wir sollen mit ihnen im Haus schlafen anstatt zu zelten und wir sind auch zum Abendessen eingeladen.

Roberto with Meng and his younger sister

Roberto mit Meng 8und seiner jüngeren Schwester

Meng zeigt uns Fotos von seinen Freunden, wir spielen Schach und unterhalten uns bis Roberto und mir fast die Augen zufallen.

Mit den ersten Geräuschen des Tages stehe ich auf. Wir wollen mit Sonnenaufgang auf den Rädern sitzen. Nur so haben wir die Chance, die knapp 70 Kilometer bis Vientiane vor 11 Uhr zu schaffen und noch am selben Tag ein thailändisches Visum zu beantragen. Mengs Onkel läuft auf und ab, seine Mutter wäscht den Abwasch und Meng dreht die Musik auf. Ich schlüpfe in meine Radhose und werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist vier Uhr morgens. Draußen ist es stockdunkel. Ich versuche, weiterzuschlafen und bleibe ruhelos bis um 5.30 Uhr liegen. Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden und sitzen um 6.30 Uhr auf den Sätteln. Wenige Minuten später kommt die Sonne zum Vorschein.

Not too much traffic on the mail road

Nicht viel los auf der Hauptstraße

Endlich haben wir die Möglichkeit, die Mönche bei der Gabensammlung zu beobachten. In kleinen Gruppen wandern sie durch die Straßen. Frauen knien sich an den Straßenrand und offerieren ihnen Reis, Gemüse und Nudeln, die sie in ihre Gabentaschen stecken.

Wir machen nur eine Pause und erreichen bereits um 10.15 Uhr die thailändische Botschaft. Zum Glück habe ich mich vorher in verschiedenen Reiseblogs informiert. So lassen wir uns weder von den Geldwechslern, noch von Männern mit Formularen übers Ohr hauen.

Morning Alms in Laos

Gaben gegen Segen

Das Thailändische Konsulat in Vientiane ist das entspannteste Konsulat in dem ich je war. Meine Bedenken, mit Shorts und schwitzigem Shirt einzutreten verschwinden nachdem ich die anderen Besucher sehe. Auf der Brust eines langhaarigen Dänen prangt ein Marihuanablatt, zwei junge Frauen tragen kaum mehr als einen Bikini, ein Mann schleckt genüsslich sein Eis, ein paar Hippies spielen auf der Wiese hinter der Raucherecke Gitarre und ein älterer Mann öffnet im Warteraum eine kalte Dose Beerlao. Die Prozedur ist einfach: Nummer ziehen, Formular anfordern und ausfüllen, zwei Fotos aufkleben, ein Stockwerk weiter oben Passkopien machen und warten. Später alles abgeben, nochmals warten, Gebühr zahlen und schon 24 Stunden später können wir unsere fertigen Pässe abholen.

Roberto and the big Stupa

Roberto vor der großen Stupa

Das gibt uns Zeit genug, um eine Pension zu suchen und ein paar Stunden durch die Stadt zu schlendern. Wir treffen auf ein paar andere Radler, tauschen Tipps aus und liegen schon früh im Bett. Am nächsten Morgen sind wir erst nach Sonnenaufgang auf den Beinen. Wir radeln schnell zur Stupa Pha That Luang, dem Wahrzeichen der Hauptstadt, dann machen wir uns auf den Weg zur Botschaft. Unsere Bekannte vom Vortag warten schon auf uns. Da sind Marie-Helene aus Kanada, Forest aus den USA, Israél aus Mexiko und zwei neue Bekannte aus Deutschland und Westafrika. Wir ziehen eine Nummer, warten ein wenig, dann erhalten wir unsere Pässe mit zwei blauen Aufklebern wieder. Wir trinken noch eine Kokosnussmilch mit Daniel aus Polen, machen uns mit Marie-Helene auf die Suche nach einer letzten Portion von unserem laotischen Lieblingsessen: klebriger Reis, dann geht es ab zur Grenze.

Down into the valley

Ab ins Tal

Ich hatte angenommen, dass die erste Laos-Thai-Freundschaftsbrücke gleich am Stadtrand liegt, doch da lag ich falsch. Wir radeln über 30 Kilometer bis wir sie erreichen. Hinter dem laotischen Grenzposten kreuzt sich die Straße. Von nun an fahren wir im Linksverkehr. In Nong Khai, dem ersten Dorf auf thailändischer Seite, fahren wir eine das Mut Mee Guesthouse an, das Daniel uns empfohlen hat. Wir dürfen unsere Räder und einen Großteil des Gepäcks dort abstellen, während wir mit dem Bus meine Freundin besuchen fahren. Noch in derselben Nacht radle ich zum Busbahnhof und kaufe zwei Tickets für den folgenden Morgen.

In Paradise - Koh Mak

Im Paradies

Nach 27 Stunden Fahrt und Wartezeit kommen wir in Koh Mak an. Die Insel ist klein und überschaubar. Es gibt weder laute Bars, noch große Hotelblöcke. Am Sandstrand liegen kaum Leute und Ann-Cathrin hat uns eine windschiefe Hütte in einem Resort reserviert. Zunächst fällt es mir schwer, mich komplett zu entspannen. Ständig stehe ich auf, hole etwas, bringe etwas zurück, überprüfe ob ich den Ventilator angelassen habe und suche Wasser, den Schlüssel oder ein handtuch. Erst nach zwei Tagen kann ich mich gemütlich mit einem Buch an den Strand legen. Eine geschlagene Woche bleiben wir in Koh Mak, feiern Robertos 30. Geburtstag, schwimmen im klaren Meer und genießen unsere Ferien.

Birthday Boy

Geburtstagskind

Gemeinsam mit Ann-Cathrin brechen wir dann auf – ab nach Bangkok. Eine gute Woche haben wir hier Zeit um alles, was sich an Arbeit gesammelt hat, nachzuholen. Dann wird mehr Familienbesuch in Bangkok ankommen. Wir verbringen die ersten beiden Nächte in der billigsten Pension der Stadt. Nur das Zimmer in Mary, Turkmenistan war noch schäbiger. Bangkok ist teuer. Für ein winziges Zimmer voller Kakerlaken und mit Gemeinschaftsbadezimmer, in dem Waschbecken und Duschkopf von der Wand fallen, zahlen wir mehr, als für unsere kleine Hütte am Strand.

Donal and Roberto after an exhausting game of Gaelic Football in the sun

Donal und Roberto nach einer Runde Gaelic Football in der prallen Sonne

Nach zwei Tagen haben wir Glück: Donal aus Irland antwortet auf unsere Couchsurfing-Anfrage. Wir ziehen gleich am nächsten Morgen bei ihm ein und verstehen uns auf Anhieb gut. Aus einem „schnellen Mittagessen“ wird eine ausgedehnte Bierzeche mit anschließendem Billard und japanischer Livemusik

Roberto plays Gaelic Football

Roberto spielt Gaelic Football

Am nächsten Morgen stehen wir um 7 Uhr auf – Donal nimmt uns mit in die Nachbarstadt Pattaya, wo wir ihm beim Gaelic Football zusehen, einem Spiel aus Irland. Eine internationale Truppe aus Männern und Frauen hat sich im „Team Thailand“ zusammengetan und als Aufwärmübung für den anstehenden St. Patrick’s Day spielen sie vor Publikum. Der Ball wird mit den Händen getragen, muss aber alle sechs Schritte auf den eigenen Fuß geworfen und zurück in die Hände gekickt werden. Gepasst wird mit der Faust wie beim Volleyball. Roberto leiht sich ein Trikot und spielt spontan mit.

Sightseeing in Bangkok with family and friends

Sightseeing in Bangkok mit der Familie und Freunden

Von Bangkok sehen wir zehn Tage lang fast nichts. Wir verbringen die Zeit im Internetcafé um die Ecke und arbeiten am neuen Design für unseren Blog. Am elften Tag kommt meine Familie zu Besuch und wir erkunden gemeinsam die Stadt.

 

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