Land: Malaysia und Singapur
In Kepala Batas, Kuala Lumpur und Singapur
Draus gelernt: So isst man also mit sieben Bestecken
Drüber gelacht: Die wild gewürfelten Geldstrafen in Singapur
Schönstens kleines Wunder: Ich habe das Laufen auf hohen Schuhen noch immer nicht verlernt
Gegessen: jede Menge selbstgekochte Spezialitäten und ein Gänge Menü
Größte Herausforderung: Robertos Melonenfuß
In Kepala Batas lernen wir schnell die halbe Nachbarschaft kennen. Tagsüber arbeiten wir und abends treffen wir uns mit Apits Freunden zum Kaffee trinken und Futsal (eine Art Hallenfußball) spielen.
Ein paar Tage bevor wir weiterziehen wollen knickt Roberto beim Futsal um. Gehen kann er nicht mehr und auch ein paar Tage später gleicht sein Fuß noch einer Melone. Gebrochen ist zum Glück nichts, aber Roberto soll sich sechs Wochen lang schonen. Sechs Wochen ohne Fahrrad? Zum Glück hat Apits Bruder noch ein paar Krücken über, sodass Roberto bald wieder selbstständig kurze Strecken gehen kann. Mit jeder Menge Eis, Hochlegen und einer Kräuter-Zwiebel Packung geht die Schwellung nach drei Wochen langsam zurück.
Doch der Alltag geht weiter. Apit und seine Familie haben eine Kleidermarke namens Busana Azzahra aufgezogen, die sie in ihren eigenen Geschäften verkaufen. Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung soll nun die neue Kollektion in Form einer Modenschau gezeigt werden. Zehn Models braucht er dafür. Neun seiner Angestellten stellen sich zur Verfügung, den Part der Zehnten soll ich übernehmen.
Ein paar Tage lang üben wir alle auf hohen Schuhen zu laufen, elegant mit einem Tuch zu wedeln und kreativ zu posen, dann ist der große Tag da. Der große Saal voller Tische ist gefüllt, vorn am größten Tisch sitzt die Prinzessin des Landes.
Gerade zwei Tage zuvor hatte ich einen Dokumentarfilm über sie gesehen, nun sitzt sie persönlich vor mir. Versteckt unter einem halben Kilo Schminke, zwei Kopftüchern und einem Zweiteiler aus dem nur Füße und Hände herausgucken, watschle ich etwas ungelenk den Laufsteg entlang, pose, grinse und schwinge mein Tuch durch die Luft.
. Kaum bin ich von der Bühne verschwunden, renne ich zurück, um in Windeseile das ganze Outfit zu wechseln. Nach dem dritten Lauf kommt die Beraterin der Prinzessin hinter die Bühne. Ihre Hoheit will uns treffen. Wir sind völlig aus dem Häuschen.
Apit erklärt uns, wie die Prinzessin formgemäß zu begrüßen ist und kurz darauf plaudern wir über die Radwege in der Nähe, den Weg von Deutschland nach Malaysia, unser Projekt Tasting Travels und die netten Menschen vor Ort.
Ende September läuft Robertos Visum aus, also müssen wir ausreisen. Die Grenze nach Thailand ist zwar am dichtesten, doch Thailand ist das einzige Nachbarland, für das Mexikaner vor der Reise ein Visum beantragen müssen. Also setzen wir uns 13 Stunden lang in den Bus und erreichen morgens Singapur, wo wir unsere Freundin Dila zu ihrem Geburtstag besuchen.
Singapur ist das perfekte Beispiel einer exakt durchgeplanten Stadt. Die Infrastruktur ist bestens geplant, die Menschen sind freundlich zueinander, die Kriminalitätsrate extrem niedrig und überall ist es blitzeblank sauber. Doch dafür muss ein hoher Preis gezahlt werden. Überall hängen viersprachige Schilder (Englisch, Chinesisch, Tamil und Malayisch), auf denen steht, dass man nett zueinander sein und seine Umwelt sauber halten soll.
Letzteres wird durch die Drohung zu Geld- und Gefängnisstrafen noch unterstrichen. Wer auf den Boden spuckt oder Kaugummi kaut, zahlt 1000 Dollar Strafe, wer irgendwo außerhalb seiner eigenen vier Wände eine Durian verspeist (extrem stinkende Frucht) oder eine öffentliche Toilette nach dem Benutzen nicht spült zahlt 500 Dollar, wer wilde Affen füttert, zahlt 250 Dollar und homosexuelle Handlungen zwischen Männern werden mit bis zu zwei Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Ganz besondere Vorsicht gilt beim Drogenschmuggel. Gemessen an der Einwohnerzahl ist Singapur das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Man nennt es auch das Disneyland mit Todesstrafe.
Wir lassen uns die Stimmung aber nicht verderben, denn wir sind ohnehin keine großen Kaugummifans. Die Zeit fliegt und schon sitzen wir wieder im Bus. Auf dem Rückweg halten wir einen halben Tag lang in Kuala Lumpur, da der deutsche Botschafter Holger Michael uns zum Mittagessen in seine neue Residenz eingeladen hat
Im Norden Malaysias wird tendenziell alles mit den Händen gegessen, sogar Reis. Ich habe etwas geübt und schaffe es nun, einen Teller Reis mit Fleisch und Soße zu essen, ohne dass die Hälfte in Haaren und Gesicht kleben bleibt. Dieses Training hilft mir heute nur wenig, denn wir sitzen vor sage und schreibe sieben verschiedenen Bestecken. Ich schiele unauffällig zum Botschafter herüber. Welche Gabel nimmt er? Wo legt er die Gräten ab? Ist das Salatblatt ein Salat zum Essen oder zum Ansehen und was passiert eigentlich mit der Serviette wenn das Essen vorbei ist?
Wir meistern das Mittagessen einigermaßen elegant und dem Botschafter gefällt unser Projekt. Über unsere Raderlebnisse in Malaysia können wir jedoch noch nichts sagen, denn mit Gepäck sind wir nicht einen einzigen Kilometer geradelt. Erst muss Robertos Fuß heilen. Und das dauert.
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