Mit dem Rad durch Neuseeland Teil 2: Der Alps2Ocean vom Ozean zu den Alpen

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Mit dem Rad durch Neuseeland Teil 2: Der Alps2Ocean vom Ozean zu den Alpen

Land: Neuseeland

Von Oamaru bis Mount Cook

Draus gelernt: Einmal im Leben darf man sich auch einen Hubschrauber gönnen

Drüber gelacht: Unser nicht sonderlich rasantes Reisetempo.

Schönstes kleines Wunder: Die Milchstraße über dem Benmore See

Größte Herausforderung: . Schotter

Geradelte Tage: 5 ganze und 3 halbe Tage

Geradelte Kilometer: 300,77

Durchschnittliche Kilometer pro Tag: 46,27

Insgesamt bis Mount Cook geradelte Kilometer: 17.417

 

In Oamaru angekommen kann ich mich an nichts so wirklich erfreuen. Gegenwind, Niesel, Verkehr und Kälte deprimieren mich und ich habe nicht einmal Lust durch die historische Altstadt zu radeln. Die Frau an der Touristeninformation, die wir nach dem Wetter frage, sagt „Regen“.
„Was, den ganzen Tag?“, fragt Roberto.
„Ja“
„Jeden Tag??“
„Die nächsten Tage schon“.
Ich will mich am liebsten irgendwo verkriechen.

Beginning of the Trail

Start des Trails

Stattdessen halten wir noch schnell beim Supermarkt und machen uns dann auf den direkten Weg zum Radweg. Erst geht es durch einen großen Park, dann eine Straße entlang und schließlich auf ein kurzes Stück Railtrail. Der kalte Wind legt sich langsam und der Regen ist ganz vorbei (er hörte auf, kurz nachdem wir die Touristeninformation verlassen hatten). Ich genieße den Weg. Über eine bunte Mischung aus geteerten Straßen, Feldwegen, Radwegen und Railtrails geht es nun weiter zahlreiche Hügel hinauf durchs Farmland. Wir haben großartige Aussichten und meine Laune steigt mit jedem Höhenmeter. Dabei verfluche ich doch sonst immer steile Anstiege.

Eine Weile geht es über immer steilere und immer holprigere Wege bergauf und bergab und ich schwitze nicht schlecht. Die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz gestaltet sich ziemlich schwer und es ist fast dunkel, als wir eine kleine flache Stelle im Wald erreichen.

Annika Pushing It

Es ist nicht immer wirklich leicht. 

Ein Opossum brüllt uns Nachts aus dem Schlaf, sonst schlafen wir ganz gut. Nicht ein Radler oder Fußgänger kommt vorbei. Erst als wir schon das Zelt wieder einpacken, radelt ein einzelner Mountainbiker an uns vorbei.

“Oh, ich habe euch gar nicht gesehen. Ich hoffe, ihr habt nicht gesehen, wie ich mich da hinten an der Ecke erleichtert habe!” Ich hatte mich schon gefragt, was er da tat, verneine aber, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen.

Heute scheint die Sonne und der Himmel ist strahlend blau. Wir radeln durch einen kleinen Eisenbahntunnel, dann geht es über holprige Wege durch schönstes grün. Viele Weiden gibt es, aber auch viel leeres Land. Zu beiden Seiten türmen sich Felsformationen auf und wir beiden mittendrin. Am Nachmittag kommen wir durch die Elefantenfelsen (bekannt aus den Narnia Filmen), wo wir in engen Serpentinen einige Höhenmeter loswerden, dann radeln wir nach Duntroon, wo wir den Besitzern eines Cafés einen halben Laib Brot abkaufen.

Our Wild Camping Spot

Schönes Plätzchen für eine Nacht

W

Sie haben immer etwas Brot vorrätig für hungrige Radler. Der Weg von Duntroon nach Kurow führt an der Landstraße entlang, doch es gibt nicht viel Verkehr. In Kurow gibt es einen Zeltplatz für uns beide für $32, doch vor lehnen dankend ab. Noch in Glenavy haben wir $24 bezahlt. Wir radeln ein paar Kilometer weiter und zelten neben einer Picknickbank am Straßenrand.

Es ist eine kalte Nacht, aber mit unseren dicken Cumulus Schlafsäcken und den Socken und Leggings aus Merinowolle schlafen wir im Zelt wie die Babys.

Am nächsten Morgen schaffen wir es zum ersten Mal, vor 9 Uhr auf den Sätteln zu sitzen. Normalerweise brauchen wir in letzter Zeit bis Mittags. Es geht etwas weiter die Landstraße entlang, am Waitaki See vorbei, der vom gleichnamigen Gang in den Waitaki Fluss umgewandelt wird und bis hinauf zum Aviemore Damm, der uns auf die Nordseite des ebensolchen Sees führt. Die Straße ist klein und der Verkehr kaum existent. Wir sind jetzt im Wallaby-Land. Roberto sieht vier Wallabys, ich sehe sieben. Allerdings sind sie alle tot.

Alps to Ocean

Alps to Ocean

Der starke Gegenwind legt sich im Laufe des Vormittags und als wir Mittags an einem sehr langgezogenen simplen Campingplatz Pause machen, ist es richtig heiß. Im Sommer soll hier die Hölle los sein, aber nun gleicht der Platz einer Geisterstadt, denn die ganzen Gartenzäune und Wohnwagen sind noch da, aber keine Menschenseele ist zu sehen. Badewetter ist es allerdings noch nicht ganz, so verlockend der See auch glitzert. Am Ende des Sees überqueren wir den Benmore Damm.

The Dam

Benmore Damm

In der Broschüre steht, dass man wohl die letzten 800 Meter laufen müsste, da es ziemlich steil bergauf geht. Wir radeln trotzdem und kommen mit hochroten Gesichtern, aber ziemlich stolz oben an. Bisher hat sich jeder einzelne Anstieg schon des Blickes wegen absolut gelohnt und mir macht das bergauf fahren nicht mehr so viel aus, wie zuvor.

Roberto on his new Bike

Roberto auf seinem neuen Rad

In Otematata legen wir eine weitere Pause ein, überprüfen die Wettervorhersage, laden meine Kamera und essen eine Kleinigkeit. Maggie, die im Laden arbeitet, blättert sich durch die Zeitungen, um uns mit einer zuverlässigen Wettervorhersage zu helfen. Viel zu spät machen wir uns wieder auf den Weg. Nun heißt es, den Otematata Sattel zu überqueren. Bergauf radeln wir so langsam, dass ich meinen eigenen Furz riechen kann, aber bergab sausen wir mit bis zu 60 km/h. Unterwegs treffen wir auf Katja, die auch mit Gepäck unterwegs ist. Sie wohnt in Wellington und macht „nur mal schnell“ den Alps2Ocean. In Sailors Cutting machen wir halt. Hier gibt es einen simplen Zeltplatz (Klo und Picknicktisch) für $15 und eine Bootsrampe und es ist ganz gut was los. Wir kochen Kartoffelbrei, Chilibohnen mit Knoblauch und Käsebrot und bestaunen den Sternenhimmel vom Bootssteg aus. Es ist eine glasklare und friedliche Nacht und nur die Fische unterm Steg plantschen in der Stille. Die Milchstraße glitzert wunderschön und die Sterne funkeln um die Wette. Was für eine Nacht!

Als wir ungeduscht nach all den Bohnen und mehreren Knoblauchzehen im Zelt liegen, wissen wir, dass das Liebe sein muss, einander im Zelt auszuhalten.

Nun geht es weiter auf die Chain Hügel. Wieder treten wir gerne fester in die Pedale und wieder werden wir mit tollen Blicken auf den Benmore See belohnt. Bis nach Omarama ist es nun nicht mehr weit. Omarama liegt an der Kreuzung zwischen dem Highway 8, der die touristischen Orte Queenstown und Mount Cook miteinander verbindet, und dem Highway 83, der schnurstracks hinunter nach Oamaru an die Küste führt. Dementsprechend viel ist los. Reihenweise Busse, Kleinbusse, Campervans, Wohnmobile und Autos halten, drehen, parken und fahren weiter. Das Klohäuschen ist immer gut gefüllt und die Läden und das Café schwirren voller Leute. Wir freuen uns, dass wir selbst entscheiden können, wo wir halten und wie lange wir bleiben und wo es danach hingeht.

On the Road Again

Zurück auf der Straße

Nach zwei Kebabs und mit einer Tüte Gummibärchen in Schlangenform machen wir uns auf den Weg. Heute steht der größte Berg, der längste Anstieg und der höchste Punkt des Weges auf dem Programm. Die Straße ist wahrscheinlich ein Riesenspaß für Mountainbikers, aber wir haben mit unserem Gepäck und den Touringreifen ganz schön zu kämpfen. In jeder Kurve rutschen wir mit den kleinen und großen Kieselchen in die Innenseite der Kurve. Dazu geht es natürlich stramm bergauf. Wieder treffen wir auf bepackte Radler. Astrid und Eric aus Holland sind bereits seit 2013 unterwegs und radeln – wie fast alle auf diesem Weg – in die Gegenrichtung. Einige Kilometer später, am Ende der Straße, treffen wir auf Stu aus Twizel. Gemeinsam mit seiner Frau Shell hat er sich ein Business aufgebaut (The Jollie Biker) und organisiert nun Alps2Ocean Radtouren für Touristen. Nach Wunsch auch inklusive Leihrädern, Unterkunft, Transport und Essen. Heute begleitet er eine australische Truppe von Bloggern, die sich vorgenommen haben, den ganzen Weg in drei Tagen herunterzubrettern. Das macht 100 Kilometer am Tag. Stu warnt uns vor dem steilen Anstieg und dem recht unebenen Weg.

Michelle Stu and Family

Michelle, Stu und die Familie

Ich bin schon ziemlich platt als wir die Straße verlassen und rechts auf einen kleineren Radweg abbiegen. Es geht durch tiefes trockenes Gras über eine weite Ebene, doch der Weg ist gut plattgefahren und wenn man es schafft, genau in der Spur zu bleiben, streift man nur wenig Gras und Steine. Immer mal wieder überqueren wir kleine Bäche. Durch einige können wir durchradeln, aber bei den Meisten müssen wir schieben. Gut dass da schon jemand große Felsbrocken in den Weg gelegt hat, über die mal sich einigermaßen balancieren kann.

Die Aussicht ist wieder einmal der pure Wahnsinn. Die Ebene streckt sich fast endlos hin und ganz am Ende glitzern die schneebedeckten Kuppen der Alpen. Die Wolken haben sich zugezogen und geben dem Ganzen einen sehr dramatischen Eindruck. Und mittendrin sind wir. Ganz allein. Ich kann mein Glück kaum fassen. Noch vor wenigen Tagen hatte ich gar keine Lust mehr zu radeln und nun kann ich nicht genug kriegen.

Bike sign at the A2O

Unser geliebter A2O

Die dunkelgrauen Berge mit den hellgrauen Kuppen ziehen mich in ihren Bann. Wir radeln kurz flach durch die savannenartige Landschaft, dann geht es langsam den Berg auf. Wir wussten ja, dass es steil werden würde und alle Radler warnten uns vor den faustgroßen Felsstücken, die den Weg säumten. Doch wir wussten nicht, dass der Weg nur aus ebendiesen Felsen besteht. Und dass es so steil werden würde. Es ist als radle man eine Gerölllawine hinauf. Dazu geht es so steil, dass ich so manches mal hintenüber gefallen wäre, wenn mich die schweren Lowrider und die Lenkertasche nicht vorn fest am Boden behalten hätte. So schlängeln wir uns die Seite des Berges hoch. Immer wieder rutschen mir Vorder- oder Hinterrad weg und ich muss anhalten, mich neu sortieren und auf dem steilen Geröll neu anfahren. Für Mountainbiker muss es hier eine wahre Freude sein. Doch so anstrengend es auch ist, das Abenteuer macht einen Heidenspaß und mit jedem Stopp drehe ich mich um und genieße den Blick, die Luft und den Wind.

The Amazing Scenery

Die Landschaft ist wirklich wunderbar

Irgendwann schaffen wir es auf den höchsten Punkt. Der Wind weht wieder tüchtig. Wir können über die ganze Ebene blicken. Links in der Ferne liegen die schneebedeckten Berge um den Mount Cook, geradeaus liegt der Ohau See mit der Ban Ohau Kette dahinter, über die gerade die letzten Sonnenstrahlen quer über den See bis aufs trockene hohe Gras im Tal fallen. Weiter rechts liegt die riesige Ebene und dahinter am Horizont wieder Berge. Und hinter uns geht es immer und immer weiter bergauf bis zur grauen Bergspitze. Doch da wollen wir nicht hin.

The View Up Top

Der höchste Punkt

Unser Weg führt uns nun einige Höhenmeter hinunter bis zum Ohau See. Und den wollen wir noch vor Sonnenuntergang erreichen. Bergauf sind wir mit etwa 3,5-7km/h geradelt und auch bergab reißen wir nur Spitzengeschwindigkeiten von 10 km/h. Für mehr ist es einfach zu felsig und rutschig mit unseren Reiserädern. Nach wenigen Minuten sind die Schmerzen in den Beinen vergessen, aber meine Hände und der Nacken verkrampfen völlig. Ich will den Lenker so weit außen wie möglich festhalten, um die Kontrolle über den schweren Vorbau in diesem Terrain zu behalten, doch gleichzeitig muss ich die Finger an beiden Bremsen und den Schalthebeln behalten. Als ich gerade eine Zwangspause einlegen will, entdeckt Roberto ein Schild zum Freehold Creek Wanderweg. Ich laufe den Weg ein paar Meter hinauf und entdecke eine einigermaßen flache Stelle mit Grasbüscheln, auf die unser Zelt gerade so passen müsste. Nicht ideal, aber wir können um diese Tageszeit nicht mehr wählerisch sein. Und der Blick macht die schräge Lage mehr als wett.

Lake Oahu Lodge

Bester Ausblick vom Zeltplatz

Es ist schon dunkel, als der letzte Hering fest im Boden sitzt. Zum Kochen sind wir beide zu müde, also essen wir die letzten drei Scheiben Brot, das letzte halbe Käsebrötchen und etwas Salami und Parmesan. Dazu gibt es die letzte der Gummischlangen, die auf dem felsigen Weg bergauf meine Motivation gesichert hatten. Kaum schließe ich die Tür, da prasseln auch schon die ersten Regentropfen auf uns nieder. Der Regen hält bis Mittags am nächsten Tag und Roberto kriegt gewaltigen Hüttenkoller im Zelt. Es ist fast 14 Uhr als der Niesel aufhört und wir das Zelt gerade wieder einpacken und uns völlig unerwartet ein bärtiger Mann mit Wanderstock in die Arme läuft. Xaver heißt er und kommt aus Nürnberg. Er hat beschlossen, die Südinsel des Landes zu erwandern und folgt dazu dem Te Araroa Track, der das komplette Land kreuzt. Zwei Tage war er Anfangs im Wald verlaufen, elf Tage musste er ohne jedes Dorf auskommen und nun, nach über einem Monat und fast der Hälfte des Weges, hält es sich noch immer für nicht besonders Erfahren. Xaver ist genauso überrascht über unsere Anwesenheit, wie wir über die seine. Wir laufen den halben Weg gemeinsam hinunter zum See und treffen uns unten wieder. Ganze sieben Kilometer haben wir heute geschafft. An der Lake Ohau Lodge schlagen wir für stolze $30 die Zelte auf. Die Kosten beinhalten allerdings einen großen Wohnbereich mit Kamin, heiße und saubere Duschen, einen wunderschön eingerichteten Hotelbereich mit Bar und Restaurant (für uns leider zu teuer, aber lecker sieht’s aus) und zwei heiße Draußen-Whirlpools mit Blick über den See bis zum Mount Cook (wenn mal keine Wolken da sind).

Lake Oahu Lodge

Selbstgekochtes statt des Restaurants an der Lake Oahu Lodge. Die Stühle bringen Birgit und Amal mit. 

Außerdem gibt es eine Münzwaschmaschine und einen warmen und gut belüfteten Trockenraum, in der Roberto erst einmal seine Schuhe abstellt, denn seit der ersten Flussüberquerung weiß er jetzt dass „wasserfest“ nichts für die Ewigkeit ist.

Wir stürmen als allererstes die Duschen. Denn die kurze Haarwäsche am Sailors Cutting war längst nicht genug. Abends kommen uns meine Freundin Birgit und ihre Reisepartnerin Amal besuchen. Birgit fliegt in wenigen Tagen weiter nach Australien und als die beiden sehen, wie schön wir es haben, beschließen sie gleich, am nächsten Tag auch zu uns zu kommen und die Nacht an der Lodge zu verbringen.

Auch wir bleiben eine zweite Nacht, warten, bis die Wäsche trocknet, laden alle unsere Elektrogeräte, schreiben und übersetzen diesen und weitere Texte, sichern und bearbeiten unsere Fotos, lassen das Zelt vernünftig trocknen und die Muskeln ausspannen. Nebenher sehen wir dabei zu, wie die graue Wolke, in der wir aufwachen, langsam weiter hoch steigt, bis am Nachmittag die ganze Ben Ohau Kette und sogar einige der schneebedeckten Berge sichtbar sind. Der Mount Cook selbst liegt aber noch in den Wolken versteckt.

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Twizel. Der Weg folgt zunächst einer ruhigen Straße und dann teilen wir uns wieder einen Fuß- und Radweg mit dem Te Araroa Track. Dieser Teil des Weges ist der erste Teil, an dem wir uns immer wieder umdrehen müssen, denn der Blick nach hinten über den Ohau See bis zu den Bergen und noch schöner, als der nach vorn. Bald erreichen wir das Oahu Wehr und radeln dann schnurgerade am Ohau Kanal entlang. Zunächst sind wir ganz für uns, doch in der Nähe der Lachsfarmen sehen wir allerlei Kleinbusse und Campervans und einige Angler versuchen ihr Glück mit den Lachsen, die aus der Lachsfarm abgehauen sind. Bald geht es den Pukaki Kanal entlang . Es bleibt also flach und der Wind weht meist von der Seite oder gar nicht, da die Ben Ohau Bergkette uns vor ihm schützt. Über eine kleine Nebenstraße gelangen wir nach Twizel. Die kleine Stadt ist unter Touristen gut bekannt. Hier macht man seine Einkäufe für die Reise zum Mount Cook, denn dort gibt es keine Läden. Es gibt jede Menge Seen in der Gegend für Familien die im Besitz eines Bootes sind und jede Menge Angelmöglichkeiten. Außerdem starten hier Touren zu den Schauplätzen vom Herrn der Ringe und hier gibt es überhaupt so viel zu sehen.

Mt Cook and the Bike

Mount Cook per Rad

Wir starten mit einem Besuch im Touristeninformationszentrum, denn wir wollen wissen, wie es wettermäßig in den nächsten Tagen aussieht. Regen. War ja klar. Außerdem müssen wir die weitere Strecke planen. Der Alps2Ocean Radweg führt an der Ostseite des Pukaki Sees entlang, in den im Norden der Tasman Fluss fließt. Doch über diesen gibt es weder Brücke noch Seilbahn. Die einzige Möglichkeit, um ins Dorf zu kommen, ist mit dem Helikopter über den Fluss zu fliegen. Doch da gehen die Preise ab $125 pro Nase los. Wir rufen dennoch beide Helikopterlinien an und haben Glück: in zwei Tagen wollen zwei Radler samt Rädern vom Dorf zum Radweg fliegen. Uns wird ein Sonderpreis angeboten, wenn wir mit dem gleichen Hubschrauber zurückfliegen. Auch der Sonderpreis ist noch weit über unserem Budget und wir könnten ein paar Tage gemütlich davon leben, doch der Alps2Ocean hat es uns angetan und um nichts in der Welt würden wir das letzte Stück des Wegen verpassen wollen. Wir sagen also zu und freuen uns wahnsinnig. Im Supermarkt stocken wir unsere Vorräte auf, dann gönnen wir uns gemeinsam ein Bier im Pub, denn dort gibt es für Gäste Wlan und unseren Familien wollten wir schon längst mal wieder geschrieben haben.

Beautiful Ride

Beautiful Ride

Ganz oben in meinem Posteingang finde ich eine Email von Shell und Stu. Ihn hatten wir auf den Weg zur Lake Ohau Lodge für etwa drei Minuten getroffen. Die beiden laden uns ein, die Nacht bei ihnen im Haus zu verbringen! Kurz darauf sitzen wir im mollig warmen Wohnzimmer, sehen das Cricket Halbfinale an (Neuseeland gewinnt knapp gegen Südafrika) und lernen unsere Gastgeber besser kennen. Erst viel später finden wir heraus, dass heute Shell’s und Stu’s 25. Hochzeitstag war.

Am nächsten Morgen ist es in und um Twizel bewölkt, doch wir können bis in die Alpen blicken und zum ersten Mal ist auch der Mount Cook wolkenfrei. Duch die Pukaki Ebene radeln wir bis zur Südspitze des gleichnamigen Sees.  Hier treffen wir wieder auf einem Wanderer und können es kaum glauben: es ist Xaver! Wer einen Wanderer zwei Mal trifft, der ist wirklich langsam auf dem Rad unterwegs.

Nur zur Info: Xaver ist knapp 2 Monate später gesund und Heile am nördlichen Ende des Wanderweges angekommen.

Wir picknicken am Besucherzentrum, dann geht es weiter. Links von uns geht es die Straße entlang hinauf zum Mount Cook Nationalpark, doch wir biegen rechts ab und folgen den A2O Schildern. Zunächst radeln wir parallel zum Highway 8 am See entlang, doch bald führt die große Straße weiter nach Lake Tekapo und wir bleiben auf dem Schotterweg am See. Es geht bergauf und bergab, vorbei an flachen Lichtungen mit Blick auf See und Berge, auf die unser Zelt gepasst hätte wie eine eins. Auf dem Schotter fahren wir wie beim Aquaplaning. Die Räder wobbeln irgendwie unter uns herum und ich versuche nur, das Gleichgewicht im Sattel zu halten und gleichzeitig voranzukommen. Immer wieder haben wir freien Blick auf den Mount Cook. Es wird noch richtig sonnig. Da lag der Wetterbericht wohl mal wieder falsch. Als es fast dämmert, erreichen wir ein mobiles Toilettenhäuschen irgendwo auf einer Wiese. Wir stellen unser Zelt daneben. Toilettenhäuschen gibt es jede Menge auf dem A2O. Sogar Papier gibt es in den Meisten!

Annika and Roberto A2O

Annika und Roberto auf dem A2O

Am folgenden Morgen sitzen wir bei Sonnenaufgang wieder auf den Sätteln. Zwanzig Kilometer fehlen noch bis zum Tasman Punkt, wo der Hubschrauber um 11 Uhr landen wird. Bald nimmt die Schotterstraße ein Ende. Roberto radelt schnurstracks in die einzige Matschpfütze auf dem ganzen Weg und der Dreck klebt so fest an Reifen und Schutzblechen, dass wir das Rad in den nächsten Fluss tragen und waschen müssen. Die ganze Prozedur nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass wir uns hinterher noch richtig sputen müssen. Der kleine Rad- und Wanderweg startet als glatter Kieselweg, aber wird bald immer rumpeliger. Wir treten trotzdem ordentlich in die Pedale. Die Blicke werden immer spektakulärer, denn auch heute haben wir beste Sicht auf den Mount Cook. Im Wetterbericht war eigentlich für beide Tage Regen gemeldet. Roberto fährt bald vor und ich rumple ihm so schnell ich kann hinterher. Das Rad habe ich nur bedingt im Griff, aber immerhin kann ich den einzigen Bach, über den noch keine Brücke führt, trockenen Fußes überqueren.

Um 10.50 Uhr erreiche auch ich den Tasman Punkt. Der Helikopter hat eine halbe Stunde Verspätung. Auch gut, so kann ich in Ruhe zu Atem kommen, die Taschen sortieren und einen Müsliriegel frühstücken.

Bald ist es auch so weit. Der Wind weht uns fast die Kapuzen vom Kopf während der Hubschrauber landet. Mark, unser Pilot, hilft uns, die Taschen einzuräumen und schon sitzen wir im Helikopter. 2 ½ Minuten dauert der Flug. Normalerweise wäre alles noch schneller geschafft, aber da es für uns beide der erste Hubschrauberflug ist, dreht Mark noch eine kleine extra Runde über den Fluss, sodass wir die Täler, Berge, Gletscherseen und den Fluss gut sehen können. Unsere Räder holt er in einem zweiten Flug ab. Sie werden in eine Gitterbox verfrachtet und unter dem Helikopter hergezogen.

Wir sind völlig überdreht und erst nach einer Weile merken wir, wie viel Hunger wir haben. Ein Müsliriegel seit Sonnenaufgang war wirklich nicht genug. Zum Glück gibt es neben dem Flugplatz eine Picknickbank. Die letzten 7 Kilometer am Dorf vorbei zum Whitehorse Campground führen uns nochmal bergauf über Kiesel durch trockenes Grasland, dann haben wir es geschafft. Der Alps2Ocean liegt hinter uns, der Mount Cook direkt vor uns und wir sind um eine großartige Erfahrung reicher.

Wir haben euch einen kleinen Slide-Show Film zum Thema A2O zusammengestellt.

Mehr Info, Kartenmaterial und viel mehr gibt es auf der offiziellen A2O Webseite.

 

 

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