Die einzigartige Flora Südostasiens

Wunschlos zufrieden

Wunschlos zufrieden

Land: Laos
Von Pakse nach Don Det
Draus gelernt: Es gibt Fahrradmäntel in Laos’ drittgrößter Stadt, aber sie sind nicht leicht zu finden.
Drüber gelacht: “Sexs Lady” im Tempel
Schönstens kleines Wunder: Unsere kleine Badebucht in Don Det
Gegessen: Nudelsuppe, Kekse und Grillfleisch
Größte Herausforderung: Denguefieber
Geradelte Tage: 3
Geradelte Kilometer: 157,7
Insgesamt bis Don Det geradelte Kilometer: 10575,99
Reisetage von Bremen bis Don Det: 610

Mit dem Rad durch Laos Teil 5: Von Pakse nach Don Det. Mai 2013

Wir bleiben fünf Tage in Pakse, im Süden von Laos, und arbeiten wie die Wilden. In unserem Zimmerchen haben wir tierischen Besuch von einer Armee von Ameisen, die unser Mittagessen in Beschlag nehmen, und mehreren Geckos, die von der Decke aus auf uns heruntersehen und ihren Kot unauffällig in meine Bücher, auf den Laptop und auf die Schultern fallen lassen. Doch das gehört eben dazu.

Nach einigen Tagen vor Ort machen wir uns auf den Weg in den Süden des Landes. Zwischenziel: die 4000 Inseln an der Grenze zu Kambodscha. Gleich am ersten Radeltag wabbelt mein Hinterreifen unkontrolliert hin und her. Was ist denn nun schon wieder los?

Der Mantel ist durch.

Der Mantel ist durch.

Wir halten passenderweise genau am großen Markt. Ich nehme den Mantel ab und erkenne schnell das Ausmaß meines kleinen Hubbels: der ganze Mantel ist hin! Seit Griechenland war er mir über 7000 Kilometer lang treu.

Im Süden von Laos hat das Mofa das Fahrrad als Transportmittel abgelöst. Dementsprechend schwer wird es, Ersatz zu finden. Ein Mofafahrer gesellt sich zu mir, schnappt sich dann den kaputten Mantel, setzt mich hinter sich auf sein Mofa und fährt mit mir den ganzen Markt ab. Kurz darauf halte ich einen 26er Mantel mit offroad Profil im Wert von ganzen 4 € in der Hand.

Unterwegs

Unterwegs

Als das Rad wieder fahrbereit ist, bleibt uns noch eine knappe Stunde Fahrzeit bis zum Sonnenuntergang. Zum Glück entdecken wir einen kleinen Tempel, in dem wir unser Mückennetz aufhängen dürfen. Die meisten Mönche sind Kinder. Sie beobachten jeden unserer Schritte und kichern miteinander bis wir um 19 Uhr unter das Mückennetz kriechen. Es wird ruhiger im Tempel und ich hole mein Buch heraus, da dreht plötzlich jemand die Musik auf. Wir hören laotische Popmusik mit englischen Refrains. Bei „Sexy Lady“ wird die Lautstärke so weit hochgedreht, dass Roberto und ich einander anbrüllen müssen, um uns zu verständigen. Kurz darauf kracht der erste Böller. Wir erschrecken nicht schlecht. Bald flaut die Musik ab und wir glauben schon, nun endlich schlafen zu können, als sich der Innenraum um unsere kleine Schlafinsel herum mit Kindern und Jugendlichen füllt. Über die Lautsprecher betet jemand und alle Kinder fallen in den Singsang ein. Zehn Minuten später ist das Gebet vorbei, die Musik wird wieder voll aufgedreht und die Kinder testen ihr Talent an der großen Trommel und dem Gong, die jeweils einen und zwei Meter von uns entfernt stehen. Sie sind völlig aufgedreht, spielen Fangen im Tempel und manche der Kleineren tanzen. Nur ein alter betrunkener Mann nimmt Notiz von uns. Er starrt von außen durch das Mückennetz auf die beiden Langnasen, die in Schlafsachen daliegen und genauso verwirrt wie er zurück starren. Roberto und ich halten es nicht mehr aus und prusten los. Der alte Mann guckt sich das Ganze einen Moment lang an, dann zieht ein junger Mönch ihn weg.

Zwei der jungen Mönche am Morgen danach

Zwei der jungen Mönche am Morgen danach

Eine knappe Stunde später ist alles vorbei, die Musik ist aus, die Menschen sind verschwunden und nur vereinzelt krachen noch ein paar Silvesterknaller. Wir haben keine Ahnung, was das gerade war, schlafen aber erstaunlich ruhig.

Unterwegs gibt es viel zu sehen

Unterwegs gibt es viel zu sehen

Um 6 Uhr morgens sitzen wir wieder auf den Rädern. Die Strecke zieht sich hin, mir wird langweilig. Ich schließe Wetten mit mir selbst ab und schätze, wie weit das nächste Straßenschild, die nächste Antenne, der Sonnenschirm da hinten wohl entfernt ist. Außerdem versuche ich immer bei Schnapszahlen auf den Tacho zu sehen. 11,11 Kilometer gibt einen Punkt, 22,22 Kilometer einen weiteren etc. 12,34 und 111,11 Kilometer bringen zwei Punkte.

Reservoir unterwegs

Reservoir unterwegs

Mittags haben wir Hunger und Durst, aber die Dörfer werden seltener. Sie liegen am Mekongufer, aber die Straße verläuft weiter weg. Als wir endlich ein Straßenrestaurant entdecken, sind wir nicht mehr wählerisch. Das Ohne-Wörterbuch bleibt in der Lenkertasche. „Gibt es Essen?“, fragen wir hoffnungsvoll. „Ja“, nickt die nette Frau. „Klasse. Zwei Mal bitte“, geben wir zurück.

Eine angenehme tierische Begegnung

Eines der wenigen Tiere, die nicht als Delikatesse gelten.

Ein riskantes Unterfangen in einem Land in dem auch vor Ratte, Eichhörnchen, Innereien, Insekten, Käfern und Fröschen nicht zurückgeschreckt wird. Doch wir bekommen das, was wir auch schon zum Frühstück hatten: Nudelsuppe. Mindestens ein Mal täglich löffeln wir eine Schale davon in uns hinein. Kostenpunkt: etwa ein Euro pro Schale, 1,50 € mit Fleisch. Der Spiritus zum selbst Kochen ist fast leer und die Ameisen fressen sich durch die Verpackungen unserer Vorräte. Auch vor dickem Plastik machen sie nicht Halt. Obststände, die wir im Norden noch so häufig gesehen haben, werden immer rarer, unsere Ernährung besteht unterwegs mittlerweile zu 80% aus Nudelsuppe und zu 20% aus Keksen und Limonaden.

Auf der Suche nach Essbarem

Auf der Suche nach Essbarem

Um 17 Uhr zieht es zu. Der Wind weht stärker und ein paar vereinzelte Tropfen fallen vom Himmel. Wir haben mit der Zeit gelernt, auf die Zeichen des Himmels zu hören und treten fest in die Pedale, bis wir an der nächsten Brücke ankommen. Zum Glück steht neben fast jeder Brücke im Süden des Landes eine kleine Holzhütte. Wir stellen die Räder ab, setzen uns hinein, warten zehn Minuten ab und beobachten dann den Wolkenbruch von Inneren der einigermaßen trockenen Hütte. Ein Blitz schlägt weniger als 300 Meter entfernt ein, der Donner ist ohrenbetäubend.

Gut dass unsere Sachen wasserdicht verpackt sind

Gut dass unsere Sachen wasserdicht verpackt sind

Ich frage mich, was für den Blitz relevanter ist, Material oder Höhe. Schlägt er eher in einen 30 Meter hohen Eisenpfosten ein oder in einen 50 Meter hohen Holzpfosten? Ich finde es nie heraus. Kurz darauf sehe ich ein Phänomen, das ich in Laos nur dieses einzige Mal beobachten durfte: Menschen, die sich beeilen. Drei Mofas halten vor unserer Hütte und fünf Passagiere rennen mit ihrem Gepäck im Platzregen auf uns zu. Sie sind sehr überrascht, uns zu sehen, setzen sich eher zögerlich dazu. Als der Regen zu Ende ist, machen wir uns alle wieder auf den Weg. Bald wird es dunkel, wir haben Glück, wieder einen Tempel zu entdecken.

Das kleine Wartehäuschen füllt sich

Das kleine Wartehäuschen füllt sich

Die letzten gut 40 Kilometer ziehen sich wieder ewig hin. Es ist heiß und ich kann keine Nudelsuppe mehr sehen. Noch am Vormittag erreichen wir den Pier, schleifen unsere bepackten Räder den engen felsigen Weg hinunter an den Strand und finden ein Boot, das uns zur Insel Don Det fährt.

Am Pier im letzten Dorf am Festland: Ban Nakasang

Am Pier im letzten Dorf am Festland: Ban Nakasang

Nach fünf Tagen vor den Bildschirmen in Pakse und einigen Tagen in der Sonne auf dem Rad, gönnen wir uns nun ein ausgeprägtes freies Wochenende. Dass es eigentlich erst Donnerstag ist, interessiert uns nicht.

Ein paar Tage Urlaub

Ein paar Tage Urlaub

Unser „Wochenende“ dauert ganze 15 Tage. Schuld daran ist das Treffen mit einem wilden Tier: der Dengue-Mücke.

Roberto muss sich ein paar Tage allein amüsieren.

Roberto muss sich ein paar Tage allein amüsieren.

Dank ihres Stichs verbringe ich einige Tage mit hohem Fieber und Knochenschmerzen im Bett. Roberto kümmert sich rührend um mich.

Morgens um halb acht sind wir die einzigen Besucher

Morgens um halb acht sind wir die einzigen Besucher

Viele der anderen Tage verbringen wir auf dem Rad. So lassen sich Don Det und die Nachbarsinsel Don Khone am besten erkunden.

Schnell zurück. Wir wissen Wolken, Wind und Donner mittlerweile gut einzuschätzen

Schnell zurück. Wir wissen Wolken, Wind und Donner mittlerweile gut einzuschätzen

Wir radeln über morsche Brücken, durch den Dschungel, an Reisfeldern und Wasserbüffelherden vorbei bis zu den Wasserfällen von denen man bis aufs kambodschanische Festland blicken kann.

Morgens um halb acht sind wir die einzigen Besucher

Morgens um halb acht sind wir die einzigen Besucher

Auf der Westseite der Insel entdecken wir eine kleine gut geschützte Badestelle, die wir fortan unser eigen nennen.

Verstecktes Paradies im Paradies. Auf dem Weg zu unserer Badebucht

Verstecktes Paradies im Paradies. Auf dem Weg zu unserer Badebucht

Mit unseren neuen Freunden aus Mexiko Chile, Spanien, Frankreich und Japan kochen wir spanische Tortillas mit Salat und quatschen auf der großen Terrasse gleich über dem Mekong.

Paradiesische 4000 Inseln

Paradiesische 4000 Inseln

Mr. Tho und seine Frau Lin, die unser Gasthaus betreiben, helfen uns beim Zubereiten und Essen und Mr. Tho köpft eine Flasche Schnaps die er mit allen teilt.

Tortilla-Schmaus mit unseren Freunden

Tortilla-Schmaus mit unseren Freunden

Am letzten Abend gönnen wir uns einen Festschmaus. Zwei Wochen lang sind wir sabbernd an einem Restaurant vorbeigelaufen, in dem gegrillt wird. Heute sitzen wir selbst drin. Ich stopfe zwei Schweinekoteletts mit Kartoffelbrei und einem Beerlao in mich hinein und bin überglücklich.

Badestelle gleich hinter den Wasserfällen

Badestelle gleich hinter den Wasserfällen

An unserem letzten Visatag machen wir uns auf zur kambodschanischen Grenze. Auf der Straße entdecken wir viele einheimische Tiere.

Mit dem Rad durch Don Khone

Mit dem Rad durch Don Khone

Im Dschungel Südostasiens leben wilde Elefanten, Affen, Tiger und Papageien, In vier Monaten sehen wir allerdings in Thailand, Laos und Kambodscha nicht eine dieser Arten in freier Wildbahn. Wir erleben dafür die andere, weniger bekannte Flora. Viele dieser Tiere sind zutraulich, manche werden wir kaum wieder los.

Neben der Dengue Mücke, den Ameisen und Geckos haben wir in Südostasien Bekanntschaft mit folgenden hoch interessanten Tierarten gemacht:

–          Weiße Falter die in riesigen Schwärmen unter Lichtquellen herumschwirren (besonders in Don Det, Laos und Nong Khai, Thailand)

Nachtfalter. Nacht für Nacht füllen sich Plastiktüten unter den Lampen mit Litern von Faltern.

Nachtfalter. Nacht für Nacht füllen sich Plastiktüten unter den Lampen mit Litern von Faltern.

–          Hähne die uns jeden Morgen noch vor 4 Uhr aus dem Bett krähen (überall in Südostasien)
–          Kakerlaken, auf die wir vor allem in den Städten stoßen. Ganz besonders viele lebten in unserem Zimmer im Chinatown von Bangkok.

–          Eine Fledermaus im Treppenhaus der kambodschanischen Stadt Stung Treng, die mir in den Nacken fällt.

Die wollte wohl kuscheln

Die wollte wohl kuscheln

–          Ratten, die in ärmlicheren ländlichen Gebieten von Laos und Kambodscha am Spieß gebraten werden und in Bangkok und Stung Treng überall durch die Straßen laufen.
–          Frösche, die sich immer wieder in unser Badezimmer im thailändischen Koh Mak schlichen
–          Hunde die uns zu Fuß und auf dem Rad anbellen und uns mit ihren Flöhen bedecken. In Stung Treng, Kambodscha sehen wir einen, der eine gefüllte Babywindel fraß – samt Füllung.
–          Schweine und Wasserbüffel, die bei Regen völlig orientierungslos über die Straßen von Laos preschen.

Wiederkäuende Wasserbüffel

Wiederkäuende Wasserbüffel

–          Schlangen sehen wir größtenteils am Straßenrand, viele von ihnen Plattgefahren.

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  1. Fabienne says:

    Ganz viele Grüße an euch beide! Ist echt super, dass ihr immer noch so schön fleißig schreibt- so kann man sich auch ohne Aussicht auf Urlaub ein bisschen an der weiten Welt erfreuen! 🙂

    • admin says:

      Hey Fabienne! So schön von dir zu hören! Wo gehts denn bei dir im Urlaub hin? Vielleicht nach Laos oder Kambodscha? 🙂
      Viele liebe Grüße aus Siem Reap,
      Annika

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