
Besuch aus Alaska: Nicholas, Lael und Alex entwickeln eine backpacking offroad Route für die Baja (#bajadivide)
Winterpause in Mexiko
Letzten Blog verpasst? Hier kommt er: (Fürs erste) zu Hause in Mexiko
Blog in English: Winter break in Mexico
Wir schieben unsere Abfahrt immer weiter hinaus. Im März beschließen wir, dass man das nicht mehr Winterpause nennen kann. Das liegt zum einen daran, dass wir hier noch jede Menge ungetane Arbeit haben und zum anderen auch daran, dass es einfach sehr bequem ist, mal wieder sesshaft zu sein. Der Hauptgrund ist allerdings unsere Hochzeit.
„Also wenn ihr hier heiratet, spart ihr euch jede Menge Geld, Zeit und Papierkram“, erklärt uns der deutsche Konsul Carlos Echeagaray Enkerlin, „zumal ihr euch ja einmal in Deutschland niederlassen wollt.“. Das wirft natürlich alles über den Haufen. Ich mache eine mehrtägige Internetrecherche und komme zum gleichen Ergebnis. Allein schon die extra Flüge und beglaubigten Übersetzungen, die wir uns sparen können!

Besuch aus Spanien. Wir kennen Semi bereits aus Whitehorse, Yukon, Canada und nun verbringt ein einige Tage bei uns in Tijuana
Wir machen uns also ans Papiere organisieren und rufen nebenher kleinlaut bei meiner Familie an. Ich bin schon ziemlich traurig, dass von ihnen niemand dabei sein kann, zumal ja unser Besuch quasi gerade erst wieder heim geflogen ist. Aber es wird ja nur eine kleine standesamtliche Hochzeit, die große Party folgt dann in Deutschland.

Besuch aus Alaska: Nicholas, Lael und Alex planen eine großartige offroad bikepacking Route für die Baja (#bajadivide) und übernachten im Anschluss bei uns.
Die Prozedur ist auch in Mexiko nicht ganz unkompliziert, von übersetzter Apostille über Arztbesuch bis hin zu vorehelichen Gesprächen ist alles dabei. Wie genau man eine internationale standesamtliche Hochzeit in Mexiko plant, was das kostet, wie lange alles dauert und wie man Zeit und Geld sparen kann, habe ich für euch in einem detaillierten Artikel zusammengefasst: Heiraten in Mexiko.

Noch mehr Besuch! Sue und Stuart aus Oregon! Wir haben bei ihnen übernachtet und ihnen versichert, dass unser Angebot, uns in Tijuana zu besuchen, nicht nur eine höfliche Geste ist. Und ein paar Monate später sind sie schon da!
Einige Monate sind wir also mit Papierkram, Deutschkursen, Werbekunden suchen und Präsentationen beschäftigt und verbringen die Abende und Wochenenden mit Familie und Freunden. Ohne die großartige Unterstützung der neuen Schwiegereltern hätten wir wohl weder Tische noch Kuchen oder Blumen gehabt. Dann ist der große Tag da.
Mit unserem Besuch sind wir zu acht zu Hause, also heißt es früh aufstehen, sodass jeder Zeit zum duschen hat. Neben meinen zukünftigen Schwiegereltern sind noch meine Schulfreundin Ann-Cathrin ganz aus Deutschland angereist, unsere mexikanische Freundin Andrea aus Guanajuato, die wir aus Melbourne kennen (Geschichte dazu hier) und Eda und Sam, bei denen wir vor gut einem halben Jahr in Seattle übernachtet haben (mehr dazu hier). Eda kennen wir bereits seit 2012 aus Fethiye in der Türkei (mehr hier).
Ich spule hier mal ein bisschen vor, da ich euch nicht mit Gefühlen, Tränen und Schnulzigem langweilen will. Wir geben uns also im Standesamt das „Si“-Wort und machen uns dann an die Vorbereitung der Party. Zwischen Standesamt und Party gibt es noch jede Menge ungeplantes Chaos, sodass wir selbst es gerade noch so pünktlich schaffen.

Der internationale Tisch. Oben vlnr: Sam, Mark, Annika, Roberto, Ann-Cathrin, Antonio, Mark, Tanya. Unten vlnr: King, Eda, Andrea und Valeria
Wer von euch schon länger unseren Blog verfolgt, und wer einige der anderen Gäste wiedererkannt hat, der darf sich jetzt über noch mehr vertraute Gesichter freuen. Der internationale Tisch füllt sich nämlich weiter mit Mark aus Los Angeles (mehr zu unserer Zeit bei ihm hier), Tanya die in Kanada wohnt und auf dem Heimweg nach Schottland einen mehrwöchigen Zwischenstopp eingelegt hat (wie wir Tanya kennen lernten hier) und Mark und King aus Hong Kong bzw Malaysia und den USA. Mit den beiden sind wir bereits in Neuseeland zusammen geradelt (hier zum Blog).
Robertos Familie kommt aus Mexiko Stadt und Mexicali angereist. Für die meisten ist die Einladung leider zu kurzfristig. Aus der ursprünglich geplanten „ganz kleinen Runde“ werden dennoch fast 100 Leute. In Mexiko gilt eine Hochzeit mit unter 200 Gästen aber immernoch als „im kleinen Kreis“. Zu einer typischen mexikanischen Hochzeit gehört normalerweise allerlei bling-bling Glitter, Glanz und Glamour. Wir haben stattdessen ein Fass lokales Weizenbier, Wein aus der Gegend, leckere Gorditas und einen Laptop voll guter Musik. Alles andere wäre weder unser Stil noch in unserem Budget.
Wer selbst schon einmal eine größere Party geschmissen hat, weiß, wie schwer es ist, sich zumindest mit allen einmal zu unterhalten. Die Zeit rennt und wir ziehen weiter in die Avenida Revolución, Tijuana’s Stadtzentrum und Partymeile. Dort haben wir den Balkon eines 80er Clubs reserviert und tanzen uns für den Rest der Nacht wortwörtlich die Füße wund. Es ist ein toller Tag und wir sind froh dass auch mit Chaos alles super läuft.
Die nächsten Tage verbringen wir mit unserem Besuch. Es ist schon witzig, wie schnell ich mich heimisch fühle. Ich entwickle einen Stolz auf „meine“ Stadt, den ich in allen anderen Tijuanensen wiedererkenne, zeige meinen Freunden wo es die besten Shrimp-Tacos gibt (hier haben wir euch eine Liste mit dem besten Essen in Tijuana zusammengestellt (englisch)), wie auf dem Markt Kaktusblätter entstachelt werden (sehr lecker wenn gekocht) und erkläre was es mit dem Tor auf sich hat, dass am Strand in den Grenzzaun gesetzt wurde. Mehr zu den Top Attraktionen von Tijuana hier in unserem (englischen) Artikel.
Nach und nach reist all unser Besuch ab und der Alltag kehrt wieder ein. Robertos harte Arbeit in den letzten Monaten macht sich nun endlich bezahlt. Er hat mehrere Sponsoren für Radführer und Tijuanaführer an Land gezogen, sowie regelmäßige Berichte im mexikanischen Reisemagazin „Mexico Desconocido“ und oben drauf einen großartigen Deal mit dem Tourismusverband des Staates an Land gezogen.
Wir sollen helfen, das Radreisen in der Region noch populärer zu machen. Alle paar Tage kommen Langstreckenradler durch die Baja. Die meisten von ihnen kommen aus Alaska und fahren nach Patagonien oder umgekehrt. Doch wir wollen mehr.
Die Baja ist ein Staat mit zwei Küsten, Berglandschaften (teils über 3.000 Meter), einer Wüste, mehreren kleinen Inseln, einer Felshalbwüste, vielen Tauchspots, uralten Felsmalereien, einem Riesenkakteennaturschutzgebiet und einem einzigartigen Ökosystem, samt Walen und Bergziegen. Da muss man einfach mit dem Rad unterwegs sein, um alles wirklich kennenlernen zu können.

Robertos dreiunddreißigster Geburtstag. Es musste unbedingt ein Batmankuchen sein. Wird dieser Mann jemals erwachsen?.
Unser Job für die nächsten Wochen ist es also, durch die Baja zu fahren, Notizen zu machen und mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Wo kann man zelten? Wo gibt es Wasser und Lebensmittel? Macht das Hotel in den Wintermonaten zu? Bietet der Radladen Reparaturen an? Wir wollen, dass Massenweise Radler durch die Baja fahren, und das ohne sich vorher groß vorbereiten zu müssen.
Zum ersten Mal bei einer längeren Pause versuchen wir diesmal fit zu bleiben. Gemeinsam mit Robertos Mutter Katyna gehen wir jeden Morgen zum Sport, was zwar nicht zu fetten Radlerbeinen führt, aber immerhin zu einem generell akzeptablen Fitnesslevel. Dazu ernähren wir uns – dafür dass wir uns im Land der Tacos und Tamales befinden – recht gut.
Es fällt uns schwer die Stadt, die Familie und Freunde zurückzulassen. Wer kann schon von sich behaupten, dass er fast ein halbes Jahr lang ausnahmslos harmonisch im Haus der Schwiegereltern gelebt hat? Ich habe schon sehr viel Glück mit meiner neuen Großfamilie.
Auch Robertos Freunde haben mich vom ersten Moment an aufgenommen, als wäre ich schon immer dabei gewesen. Die Menschen hier beeindrucken mich und immer wieder frage ich mich, wie das wohl in Deutschland läuft. Aber in weniger als einem Jahr wollen wir vor Ort sein und es herausfinden.
Die Neugierde auf die Baja California Halbinsel ist groß und wir sind gespannt. Nach über fünf Monaten „Winterpause“ sind wir im Mai endlich startklar. Baja wir kommen!
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