Antilopen, Kojoten und Felsmalereien – Baja California mit dem Fahrrad Teil 4
Land: Mexiko
Von Coco’s Corner bis Guerrero Negro
Draus gelernt: In der Wüste haben auch die Bäume Stacheln
Drüber gelacht: Coco’s Flirtversuche
Schönstes kleines Wunder: Mexikanische Antilopen
Gesichtete Tiere: Geier, Kojoten, Berrendos, Echsen, Mäuse, Hasen, Wildpferde, wilde Esel, zum Glück keine Stachelrochen
Geradelte Tage: 3,5
Geradelte Kilometer: 281
Durchschnittliche Kilometer pro Tag: 80,29
Insgesamt geradelte Kilometer: 26.777
Letzten Blog verpasst? Hier kommt er: Von heißen Quellen und Riesenkakteen – Niederkalifornien mit dem Fahrrad Teil 3
Blog in English: Antelopes, coyotes and rock paintings – Baja by bicycle part 4
Baja California mit dem Fahrrad
Heute Abend lernen wir eine Legende kennen: Jora Enrique Connals, besser bekannt als Coco`s Corner. Er wohnt hier mitten am unbefestigten Weg. Coco ist ein ganz besonderer Typ. Alle Besucher werden herumkommandiert, mal auf spanisch, mal auf englisch. Der 79-Jährige hat einen Charme, dass man ihm alles sofort verzeiht. Sogar versaute Bemerkungen. Vor einigen Jahren hat er ein Bein verloren. Mittlerweile fehlen ihm Beide. Mit dem Rollstuhl unterm Hintern und 10 Pesos in der Hosentasche ist er eines Tages hier heruntergereist und einfach geblieben. Sein Haus, den Duschcontainer, die Toilettenhäuschen, die vier Schlaftrailer, die Klosammlung – alles das hat er selbst aus dem zusammengebastelt, was eben so angekommen ist. Mittlerweile hat er fließendes Wasser, Strom und Stammgäste bis zum Abwinken.
Als wir gerade angeradelt kommen, verweist er uns erstmal in einen seiner Trailer. Wir kommen gerade einmal dazu, uns vorzustellen, da fällt Coco uns ins Wort. „Da schlaft ihr heute, da hinten“, ruft er und zeigt auf eines der alten Wohnmobile, die als kleine Wohnungen fungieren. „Aber erst müsst ihr duschen. Ungeduscht schläft da keiner. Hier kommt, kommt! Hier gibt’s Eimer und Wasser. Da hinten ist ein alter Trailer, da guckt keiner rein wenn ihr da nackig seid“ Cocos ist ein Charakter für sich und wir sind stolz ihn kennen gelernt zu haben. Roberto hat euch hier ein Portrait auf Englisch zum berühmten Coco’s Corner zusammengestellt, in dem es noch viel mehr Fotos gibt.
Wir verbringen den Abend mit fünf weiteren Besuchern, die auf dem Weg hierher unsere frischen Fahrradspuren im Sand gesehen haben und sich schon fragten wer das wohl war. Ein Paar aus Alaska und Norwegen, eine Frau mit ihrer Angestellten aus Colorado und Coco’s Freund aus Guerrero Negro. Cocos setzt sich zwischen die beiden Frauen und grinst frech. Ich glaube man muss wirklich schon 79 sein, damit das ungenierte Geflirte niedlich wirkt.
Die vier Besucher haben einen riesigen Topf warmer Spaghetti mitgebracht und wir essen uns alle satt und es bleibt trotzdem noch etwas übrig. Wir verbringen einen tollen Abend mit vielen Geschichten, bevor der Besuch heim fährt und wir frisch geduscht in unser Wohnmobil springen.
Hier in der Wüste weiß man wettertechnisch wirklich nie woran man ist. Mal kann man vor Hitze kaum schlafen, dann wieder ist es schon zwei Stunden vor Sonnenuntergang so kalt dass man einen Pulli braucht und sich nach einem Schal sehnt. Heute ist mir beim Einschlafen ohne Schlafsack heiß, aber nachts wache ich auf weil mir so kalt ist. Ich verbringe den ganzen Morgen damit, zu träumen dass ich aufstehe und mir einen Schlafsack ausbreite, nur um dann wieder frierend aufzuwachen, weil es in der Realität dennoch nicht wärmer geworden ist.
Zwei kurze Nächte in Folge und heute kommen noch 20 Kilometer bergauf und auf rumpliger Steinstraße auf uns zu. Der Weg ist wirklich nicht leicht, aber zum Glück stoßen wir auf den zweiten Essensstand, den Sonias Schwester schmeißt. Dort machen wir erstmal Pause.
Gut gestärkt radeln wir weiter bis auf gut 700 Höhenmeter. Schlussendlich haben wir nach 21 holprigen Kilometern über drei Stunden Fahrzeit auf dem Tacho stehen – Pausen nicht mit eingerechnet. Ab hier geht es auf dem Highway 1 weiter. Der ist asphaltiert und zum Glück auch nicht sehr befahren, doch er ist sehr eng. Zwei LKWs passen kaum nebeneinander, da passen ein paar Reiseradler einfach nicht mit auf die Straße.
Wir fahren also extrem vorausschauend und springen immer wieder „zur Sicherheit“ von der Straße in die Büsche. Das kann vorkommen, weil zeitgleich von vorn und hinten Verkehr kommt, oder weil Verkehr von hinten kommt, aber wir wegen eines Anstieges oder einer Kurve nicht sehen können, ob vorn frei ist. Dann warten wir schon lieber den Verkehr ab und fahren dann ruhig weiter. Nur wenn es Leitplanken am Straßenrand gibt, müssen wir die Zähne zubeißen und schnell fahren.
Mich ärgert das besonders, weil hier die Landschaft einfach wunderschön ist. Wir radeln mitten durch dicke grüne und hohe Kakteenwälder. 50 Kilometer lang geht es nun geradeaus durch die Wüste. Der Wind weht wie immer von rechts. Die Landschaft ist unglaublich abwechslungsreich.
Der Boden wechselt von sandig, felsig und lehmig zu steinig und schwankt im Farbspektrum zwischen gelb, ocker, braun, orange, rot, kastanienfarben und grau. Die Pflanzen variieren genauso. Mal gibt es mehr von der einen, mal mehr von der anderen, dann ist es eine Weile fast kahl.
Im winzigen Dörfchen Parador Punta Prieta halten wir für heute. Für 100 Pesos dürfen wir im geschlossenen RV Park übernachten. Und dort gibt es einen kleinen klapprigen und mit drei Wänden fast windgeschützten Raum, den wir für heute beschlagnahmen. Roberto schläft zum Glück schon, als die erste kleine Maus durchs Zimmer rennt.
Wir teilen uns ein dickes Frühstück bevor wir uns auf den Weg nach Bahía de los Ángeles machen. Das Dorf liegt so gar nicht auf dem Weg, aber es wurde uns so oft angepriesen, dass wir nun doch mit eigenen Augen sehen wollen, worum der ganze Trubel geht. Und das ist uns 67 Kilometer Umweg wert.
Was wir bei Start nicht wissen ist, dass auf diesen 67 Kilometern so gar nichts liegt. Kein Dorf, kein Laden, keine Farm, nicht einmal ein verlassenes und zusammengefallenes Hüttchen. Nach 40 Kilometern reicht es mir. Ich will jetzt trotzdem Pause machen. Wir entdecken einen Baum, lehnen die Räder aneinander und breiten die Picknickdecke aus. Roberto legt sich hin und springt sofort wieder auf.
Der Baum ist voller Stacheln und der Wüstenboden ebenso. Und die haben sich nun alle durch die Picknickdecke in Robertos Rücken gebohrt. Nach drei Minuten Fluchen und fünf Minuten Pause in gebückter Haltung unter dem tiefen stacheligen Baum, der weit und breit der einzige Schattenspender ist, reicht es uns. Dann fahren wir halt durch.
Heute sehen wir zwei Stuten und ihre Fohlen, einen weißen großen Esel und drei struppige, kleine, braune Esel. Die drei braunen Esel, so sagt man uns später, haben wohl Besitzer, die sich aber nicht mehr kümmern. Die vier Pferde und den weißen Esel hat jedoch noch niemand gesehen. Das werden wohl Wildpferde gewesen sein sagen die Einheimischen.
Wir treffen uns mit Luz Maria, die uns im Gemeindehaus eine Präsentation organisiert. Da es weiterhin kein Handynetzwerk gibt und das Internet über den Satelliten zwischen sehr langsam und nonexistent schwankt, werben wir für die Präsentation per Radio. Einige Privathäuser und die meisten Läden und Hotels haben ein Funkgerät, von dem öffentliche Nachrichten gesendet und empfangen werden können.
Wir verbringen unseren Ruhetag mit E-Mails und Strand. Der Golf von Kalifornien und ganz besonders Bahía de los Ángeles sind bekannt als „Aquarium der Welt“. Hier tümmeln sich ab Juni sogar Walhaie! Leider sind wir etwas zu früh dran, aber auch so sagt man uns, dass wir in der Bucht allerlei Fische entdecken können.
Nachdem wir jede Menge gruselige Geschichten von im Sand versteckten Stachelrochen gehört haben ist uns irgendwie nicht so recht nach Baden gehen. Doch wir haben die 67 Kilometer Extratour nicht gemacht um im Sand zu sitzen und das Meer anzusehen. Eine Schnorchelausrüstung muss her.
Wir treffen Antonio. Er ist nebenberuflicher Muschelsammler und sein Sohn Patricio ist begeisterter Radler und Taucher. Die beiden wollen uns für je 100 Pesos Schnorchel, Maske, Flossen und Neoprenanzüge organisieren. Antonio sagt ohne Anzüge wird es schnell zu kalt.
Zwei Stunden später treffen wir uns an der öffentlichen Bootsrampe. Ich quäle mich in einen viel zu kleinen Anzug. „Der gibt nach wenn er erstmal nass ist“, sagt Antonio. Ich vermute, dass der Anzug seinem 12-jährigen Sohn Patricio gehört und quetsche mich brav in meine geliehene Wurstpelle. Der Reißverschluss wird zugezurrt und ich ringe nach Luft.
Das Schnorchelset ist nagelneu. „Das kannst du einweihen und danach kann ich es behalten, hat 200 Pesos gekostet!“, grinst Patricio. Wir freuen uns dass die Mietgebühr gleich gut angelegt wurde und watscheln mit mulmigem Gefühl im Bauch zur Rampe.
Das Wasser ist kalt, aber absolut aushaltbar. Als uns das Wasser bis zu den Knien geht, lassen wir uns mit einem lauten Platscher vornüber fallen. Bücken kann ich mich nicht, dafür ist der Anzug zu eng. Bloß nicht den Boden berühren. Da wohnen bestimmt 100 Stachelrochen!
Wir schwimmen ein bisschen im Hafen herum. Immer wieder kreuzen Sportfischer unseren Weg, die ihre Yachten an der Rampe auf Autos laden. Die Sicht ist gleich Null. Grünes Wasser, keine Fische. Meine Maske lässt das Wasser durch und mein linkes Auge ist voller Salzwasser.
Ich zurre die Maske enger und enger. Das Wasser kommt weiter durch, doch nun kommt ein fieser Kopfschmerz dazu, da sich ein Teil der Maske in meine Stirn bohrt. Der Abdruck bleibt für einige Stunden. In meinem Anzug kann ich weder Arme noch Beine komplett bewegen und das Luft holen fällt mir auch über Wasser schwer. Nach fünfzehn Minuten bin ich völlig ausgelaugt.
Wir mache Pause an der Rampe, dann starten wir eine neue Runde in eine andere Richtung. Ich öffne den Reißverschluss des Anzuges. Roberto sieht nun endlich einige bunte Fische, ich sehe mit dem linken Auge gar nichts und mit dem rechten zwei Fische, doch in erster Linie bin ich mit Luft kriegen beschäftigt.
Als wir nach knapp einer Stunde Schnorchelspaß wieder an der Rampe stehen, bin ich dennoch zufrieden. Wir haben unsere Angst vor Stachelrochen und glitschigen Meerestieren verloren.
Wir bringen die Ausrüstung zurück und hoffen, dass niemand unsere armseligen Schnorchelversuche beobachtet hat. Mit einer großen Flasche Bier setzen wir uns an den Strand, wo wir Paul und Jacob kennen lernen.
Die beiden sind mit ihrem Boot auf Campingtour. Sie schippern quer durchs Archipel und haben sich nun eine Nacht im Hotel verdient. Auch sie hatten viele Probleme mit den starken Winden der vergangenen Tage.
Paul ist Anwalt aus San Diego. Knackebraun, von Mücken zerstochen mit Bart und langer zotteliger Mähne kann ich ihn mir kaum im Anzug im Gericht vorstellen. Jacob arbeitet für NASA in Washington DC und verbringt den ganzen Tag in langem Hemd, weil er von seiner irischen Familie sehr sonnenempfindliche Haut geerbt hat.
Genau wie Roberto vergleicht er Situationen des wahren Lebens mit Simpsons Episoden. Jacob findet die Serie Big Bang Theory doof, weil sie ihn zu sehr an sein eigenes Leben erinnert. Wir verstehen uns alle großartig.
Unsere Präsentation starten wir vor einem Publikum von zwei Personen: Luz Maria und eine nette Dame die unsere Ansage im Radio gehört hat. Nach 45 Minuten kommen ein paar weitere Leute und am Ende sind es ganze acht Zuhörer. Bei einer so kleinen Truppe kann man auf die Fragen aller Leute einzeln eingehen und die Präsentation läuft super.

Manchmal wundere ich mich dass wir nicht mehrfch täglich platte Reifen flicken und den Zeltboden ausbessern mussten.
Unseren Plan, am nächsten Tag zurück zur Hauptstraße zu trampen, verwerfen wir sofort, als Luz Maria uns anbietet mit ihr und ihren Freunden zu Felsmalereien in der Gegend zu fahren. Ihre Schwester Rosa, bei der wir eine Art Ferienwohnung mieten, kommt auch mit.

Ist das eine dreiköpfige Giraffe? Oder ein Mensch mit langem Hals? Oder vielleicht das Zusammentreffen von fünf Flüssen?
Ihr Mann Isaias und sie spendieren uns eine dritte Nacht und bieten uns sogar eine Mitfahrgelegenheit für den nächsten Tag an, denn sie wollen nach San Quintín fahren, eine Waschmaschine kaufen. Von Bahía aus sind es über zwei Stunden nach Guerrero Negro, etwa vier Stunden ins etwas größere San San Quintín und zwischen sechs und acht Stunden bis nach Ensenada.

Die meiste Zeit ist es ganz ganz still. Wir hören nur das Quietschen der Gepäcktaschen und das Knacken meines Pedals.
Und die Einwohner nehmen diese Strecke regelmäßig auf sich. Zahnarztbesuche, Möbelkauf, Autoteile und Bankbesuche gibt es zu Hause einfach nicht.
Mit Allradantrieb sausen wir über tiefe Sandwege durch die Wüste. Ich wäre allein wohl nach zwei Kilometern verloren gewesen. Aber Luz Maria kennt sich hier aus wie in ihrer Westentasche. Ihr gehört ein riesiges Stück Land samt einer schönen Ranch, die wir am späten Nachmittag noch besuchen.
Wir spazieren durch die Felslandschaft, sehen den Echsen zu und klettern ein bisschen. Die Malereien sind absolut beeindruckend und auch die Vegetation drum herum ist der Wahnsinn. Seit kurz nachdem wir wieder auf Asphalt fahren, befinden wir uns im „Valle de los Cirios“ (Tal der Cirios).
Cirios (Fouquieri Columnaris für den Pflanzenkenner und Boojum Tree für Englischkenner) sind Bäume die nur aus einem Stamm und kleinen Ästchen bestehen und aussehen wie haarige Rattenschwänze.
Sie wachsen alle 27 Jahre einen Meter. Hier sehen wir einen der grob geschätzt acht Mal so groß ist wie ich. Neben den Cirios wachsen hier eine so große Anzahl an Kakteen, Bäumen und Büschen, dass man sich mitten in der Wüste vorkommt wie mitten im Wald.
Um 7 Uhr morgens sind wir startklar und in weniger als einer Stunde Fahrt erreichen wir zum zweiten Mal den Parador Punta Prieta und laden Räder und Taschen ab. Die gleiche Strecke ein zweites Mal zu radeln, wäre uns zu langweilig.
Rosa und Isaias fahren weiter gen Norden und wir gen Süden. Der Wind weht wie immer von rechts. In Punta Prieta (das Dorf, nicht der Parador), füllen wir unsere Wasserbehälter auf. In Mexiko gibt es in fast jedem Lädchen eine „Purificadora“, wo man seine mitgebrachten Flaschen mit Trinkwasser auffüllen kann, statt ewig neue Plastikflaschen zu kaufen.
Wir haben seit Tijuana nicht ein Mal Wasser in Flaschen kaufen müssen – und das in der Wüste! Außerdem kaufen wir Joghurt und Bananen und frühstücken erstmal.
Es folgen so einige Hügel und enge gefährliche Kurven mit vielen Leitplanken, aber wer vorausschauend radelt und sich erst in die Kurven wagt, wenn keinerlei Motorengeräusche zu hören sind, sollte auch hier keine Probleme haben.
Am frühen Nachmittag machen wir Mittagspause in Rosarito. Mittlerweile hat entweder unsere Richtung oder der Wind gedreht. Er schiebt uns jetzt nämlich von hinten rechts an. Der Weg ist flach wie ein Pfannkuchen und wir rauschen vorwärts.
In Villa Jesús Maria beschließen wir früh Feierabend zu machen und die letzten 30 Kilometer nach Guerrero Negro am folgenden Tag in Angriff zu nehmen. Guadalupe Mata Gonzales, die Besitzerin des einzigen Hotels des Dorfes, lässt Radler gratis im Garten zelten. Wir reihen uns mit ein und schlafen gut und lange.

Mit unseren neuen Freunden aus Bahía de los Ángeles lassen wir den Tag auf Luz Marias Ranch ausklingen. Erst jetzt fällt uns auf dass wir den ganzen Tag im Partnerlook unterwegs waren.
Die letzten paar Kilometer sind schnell geschafft. Schon von zehn Kilometern Entfernung sehen wir die riesige Mexiko Flagge, die am „Paralelo 28“ (28. Breitengrad) steht und die Grenze zwischen den Bundesstaaten Baja California und Baja California Sur darstellt.
In Guerrero Negro übernachten wir bei Don Oscar, dem Vater von unserer Freundin Dora aus Ensenada. Don Oscar ist 84 Jahre alt und ein absolutes Arbeitstier. Er importiert Kleidung und Schuhe aus den USA und verkauft sie hier in seinem eigenen Laden.
Nebenher schmeißt er eine kleine Hühnerfarm und kauft und verkauft Grundstücke in der Gegend. Er liebt seinen Job und will das Arbeiten einfach nicht sein lassen. Seine Frau ist momentan bei Dora zu Besuch in Ensenada.
Don Oscars Freund Don Roberto, der viele Jahre als Oberaufseher in der Salzfabrik gearbeitet hat, nimmt uns mit auf eine Tour. Wir fahren fast 80 Kilometer von Salzsee zu Salzsee, lernen die verschiedenen Prozesse kennen und staunen nicht schlecht als wir die Massen an Salz sehen.
Aus Guerrero Negro kommen jedes Jahr sieben Millionen Tonnen Salz. Damit ist es die größte Salzmine der Welt. Wir sind völlig Baff.
Am Abend halten wir eine Präsentation am kleinen Campus der UABCS (Universidad Autónoma de Baja California Sur), wo ein Bachelor in alternativem Tourismus angeboten wird.
Guadalupes Sohn hat dort studiert und die Tochter ist im letzten Semester. Wir füllen die Aula und sind begeistert von so vielen hoch motivierten Studenten.
Neben der Salzmine ist Guerrero Negro für seine Grauwale bekannt, die jeden Winter in der Bucht ihre Babys hüten. Zur gleichen Zeit kommen viele Vögel aus aller Herren Ländern. Doch in den anderen Monaten des Jahres schwimmen die Wale und fliegen die Vögel anderswo und der Tourismus ebbt ab.
Das wollen die Studenten ändern. Lehrer Zihul ist ganz vorn mit dabei. Seine Kurse handeln vom Campen ohne Spuren zu hinterlassen. Er organisiert Wanderungen durch die Wüste und die Berge, sowohl für seine Schüler, als auch für Touristen. Er ist es auch, der uns zur Berrendo Aufzuchtsstation führt.
Berrendos Peninsulares sind eine endemische Antilopenart, die so alt ist wie die Dinosaurier. Sie sind außerdem das einzige Säugetier das seinen Ursprung in Amerika hatte. Quasi die Pandas von Mexiko!
Sie waren mit 45 Exemplaren bis vor Kurzem sehr Nahe am Aussterben, doch dank der Aufzuchtsstation steigen ihre Zahlen immer mehr an. Wir haben von Cimarrónes (eine Art Bergziege) gehört und von Pumas die in den Bergen leben, aber noch nie von mexikanischen Antilopen.
Und kaum 10 Kilometer außerhalb der Stadt leben sie. Ein Team von Freiwilligen und Angestellten sorgt dafür dass die Berrendos genug Wasser und Futter haben und nicht von wilden Hunden angefallen werden.
So werden die Berrendos nach und nach ans Leben außerhalb des Schutzgebietes gewöhnt. Wir hoffen dass das Schutzgebiet einmal genau so viel Anklang und Sponsoren findet, wie die Panda Aufzuchtstation in China, die wir 2012 besuchten.
Nun sind wir aber erstmal gespannt auf die weitere Strecke. Es werden Temperaturen von über 40 Grad gemeldet. Dann kaufen wir doch lieber zur Sicherheit eine extra Tube Sonnencreme und einen größeren Wasserkanister. Baja California Sur hier kommen wir!
Und so geht es weiter: Hitzewelle in der Wüste – Baja California Sur mit dem Fahrrad
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